Christian Felix Weiße

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Christian Felix Weiße, Gemälde von Anton Graff, ca. 1769, Gleimhaus Halberstadt

Christian Felix Weiße (* 28. Januar 1726 in Annaberg; † 16. Dezember 1804 in Stötteritz) war ein deutscher Dichter, Schriftsteller und Pädagoge in der Zeit der Aufklärung. Weiße zählt zu den bedeutenden Vertretern der Aufklärung und bedeutendsten Autoren des literarischen Rokoko[1] und gilt als Begründer der deutschen Kinder- und Jugendliteratur.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Christian Felix Weiße
Gedenkstein für Christian Felix Weiße auf dem Alten Johannisfriedhof in Leipzig

Christian Felix Weiße wurde 1726 als Sohn von Christian Heinrich Weiße, Rektor der Lateinschule im erzgebirgischen Annaberg und Lehrer für orientalische und neuere europäische Sprachen, und dessen Ehefrau Christiane Elisabeth geb. Kleemann, geboren. Als er ein halbes Jahr alt war, zog die Familie nach Altenburg, wo er ab dem zehnten Lebensjahr das Gymnasium besuchte. Zu dieser Zeit unternahm er seine ersten lyrischen Versuche.

Später übersiedelte seine Familie nach Leipzig. Von 1745 bis 1750 studierte er an der dortigen Universität Philologie und Theologie. Während seines Studiums lernte er u. a. Christian Fürchtegott Gellert, Friederike Caroline Neuber, Gottlieb Wilhelm Rabener und Ewald Christian von Kleist kennen, die sowohl Verehrer als auch Kritiker seiner Werke waren. Mit dem ebenfalls befreundeten Gotthold Ephraim Lessing fertigte er für die Bühne von Friederike Caroline Neuber Rohübersetzungen französischer und später englischer Theaterstücke (u. a. Trauerspiele) ins Deutsche an.[2]

Nach Beendigung seines Studiums nahm Weiße eine Stelle als Hofmeister beim Grafen Johann Heinrich von Geyersberg an. 1759 übernahm er auf Wunsch des befreundeten Friedrich Nicolais die Redaktion der Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste[3], die mit ihren Nachrichten aus Frankreich, Italien und England „eine Zeitschrift von europäischem Rang“ war.[4] Im selben Jahr reiste er mit seinem Schüler Johann Heinrich von Geyersberg nach Paris. Aus Paris zurück, kündigte Weiße seine Hauslehrerstelle und ging als Gesellschafter des Grafen Schulenburg nach Schloss Burgscheidungen an der Unstrut.

1761 wurde Weiße Kreissteuereinnehmer in Leipzig und erbte 1790 das Rittergut Stötteritz bei Leipzig. Möglich wurde dies u. a. durch das Mäzenatentum des Grafen Schulenburg.

Weiße war die „Zentralfigur“ der Aufklärung in Leipzig.[4] Neben seiner anakreontischer Lyrik (die unter anderen Wolfgang Amadeus Mozart vertonte) und seinen Dramen hatte Weiße sehr großen Erfolg mit seiner Zeitschrift Der Kinderfreund, die von 1775 bis 1782 in 24 Bänden erschien und als erste Kinderzeitschrift Deutschlands gilt. Diese Zeitschrift wurde ab 1784 unter dem Titel „Briefwechsel der Familie des Kinderfreundes“ in 12 Bänden fortgesetzt.[5] Seine Kindergedichte wurden u. a. von Johann Adolf Scheibe und Johann Adam Hiller vertont.

Am 16. Dezember 1804 starb Christian Felix Weiße in Stötteritz. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Johannisfriedhof.

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Christian Felix Weiße war mit Christiane Platner verheiratet, welche 1813 verstorben ist. Aus dieser Ehe ist der Sohn, der Historiker Christian Ernst Weiße bekannt. Christian Felix Weiße war der Patenonkel des Naturwissenschaftlers Theodor Grotthuß.

Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu Weißes 100. Geburtstag, am 28. Januar 1826, wurde auf Anregung des Annaberger Superintendenten Carl Heinrich Gottfried Lommatzsch im Friedrichsaal des Museums (heute Erzhammer/Haus des Gastes) die „Weiße-Stiftung-Annaberg“ als „Versorgungsanstalt für notleidende Knaben“ gegründet. Als Vorstand der Stiftung wirkte viele Jahre Weißes Schwiegersohn, Samuel Gottlob Frisch. Sechshundert Kinder bildeten auf dem Marktplatz ein großes „W“ und begingen „ab sechs Uhr die Feyerlichkeiten im Locale des Museums. Die Zöglinge der Weißischen-Stiftung erschienen in ihrer Kleidung im blauen Tuch. Auf der ersten Reihe der Sitze saßen die Pflegeeltern“, berichtet das Annaberger Tageblatt am 29. Januar 1926.

Die Weißestraße in (Leipzig-)Stötteritz ist nach ihm benannt. Auch in Annaberg-Buchholz trägt eine Straße seinen Namen, jedoch ist diese seit Jahren falsch, weil „Weise-Straße“ geschrieben.

Zitat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu einem geflügelten Wort wurden die Anfangszeilen seines Gedichts Der Aufschub:

„Morgen, morgen, nur nicht heute!
Sprechen immer träge Leute“.

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Titelvignette zu „Briefwechsel der Familie des Kinderfreundes“, von Daniel Chodowiecki
Kinderzeitschrift Der Kinderfreund (theil 11, 1781).

Libretti für deutsche Singspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Der Teufel ist los (1752), Musik (1766): Johann Adam Hiller
  • Die Liebe auf dem Lande (1768), Musik (1768): Johann Adam Hiller

Lyrik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Amazonen-Lieder. Leipzig 1762 (Digitalisat in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern)

Komische Opern[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Jagd (1770), Musik: Johann Adam Hiller
  • Die verwandelten Weiber (1778)
  • Der lustige Schuster (1778)
  • Der Dorfbalbier (1778)

Lustspiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Amalia (1765, publiziert 1766)
  • Die Freundschaft auf der Probe (1768)
  • Die Poeten nach der Mode: Ein Lustspiel in drey Aufzügen (1771). Hrsg. von Konrad Eckhof
  • Lustspiele, 3 Bände (1783)
  • Der Krug geht so lange zu Wasser, bis er zerbricht; oder der Amtmann. Ein Schauspiel in Einem Aufzuge (1786). Neuausgabe mit einem Nachwort hrsg. von Alexander Košenina. Wehrhahn, Hannover 2013, ISBN 978-3-86525-354-5.

Tragödien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Die Befreyung von Theben. Ein Trauerspiel in fünf Aufzügen. Dyck, Leipzig 1764. (Digitalisat)
  • Trauerspiele. 5 Bände. 1776–1780.

Jugend- und Sachbücher[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kleine Lieder für Kinder. 1766.
  • Lieder für Kinder. Weidmann, Leipzig 1767 (Digitalisat und Volltext im Deutschen Textarchiv).
  • Neues ABC-Buch. Nebst einigen kleinen Uebungen und Unterhaltungen für Kinder. Crusius, Leipzig 1772. (Digitalisat)
  • Der Kinderfreund. 24 Bände. 1775–1782.
  • Briefwechsel der Familie des Kinderfreundes. 12 Bände. 1784–1792.
  • Achthundert neue noch nie gedruckte Räthsel. 1791.

Autobiografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Übersetzungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Edward Moore: Fabeln für das schöne Geschlecht von E. Moore. Aus dem Englischen von Christian Felix Weisse. Weidmann & Reich, Leipzig 1762.
  • Louis-Sébastien Mercier: Das Jahr Zweitausend vierhundert und vierzig (2440). London (Schwickert in Leipzig); 1. Aufl. 1772.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Carola Cardi: Das Kinderschauspiel der Aufklärungszeit. Eine Untersuchung der deutschsprachigen Kinderschauspiele von 1769–1800 (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur. 693). Lang, Frankfurt am Main u. a. 1983, ISBN 3-8204-7715-2.
  • Walter Huettemann: Christian Felix Weisse und seine Zeit in seinem Verhältnis zu Shakespeare. Dissertation, Universität Bonn 1912.
  • Bettina Hurrelmann: Jugendliteratur und Bürgerlichkeit. Soziale Erziehung in der Jugendliteratur der Aufklärung am Beispiel von Christian Felix Weisses 'Kinderfreund' 1776–1782 (= Informationen zur Sprach- und Literaturdidaktik. 5). Schöningh, Paderborn 1974, ISBN 3-506-74055-5.
  • Stefan LindingerWeisse, Christian Felix. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 39, Bautz, Nordhausen 2018, ISBN 978-3-95948-350-6, Sp. 1521–1530.
  • Anne-Kristin Mai: Christian Felix Weiße 1726–1804. Leipziger Literat zwischen Amtshaus, Bühne und Stötteritzer Idyll. Biographische Skizze und Werkauswahl. Sax Verlag, Beucha 2003, ISBN 3-934544-53-3.
  • Jakob MinorWeiße, Christian Felix. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 41, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 587–590.
  • Walter Pape: Das literarische Kinderbuch. Studien zur Entstehung und Typologie. de Gruyter, Berlin u. a. 1981, ISBN 3-11-008474-0.
  • Gotthard B. Schicker: Felix Weiße – Kinderfreund aus Annaberg. In: Dicknischl – Erzgebirgsleute von damals und heute. Druck- und Verlagsgesellschaft Marienberg mbH, 2008, ISBN 978-3-931770-76-1.
  • Tom Zille: Christian Felix Weiße the Translator. Cultural Transfer and Literary Entrepreneurship in the Enlightenment. Institute of Modern Languages Research, London 2021, ISBN 978-0-85457-273-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wikisource: Christian Felix Weiße – Quellen und Volltexte
Commons: Christian Felix Weiße – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gerhard Sauder: Christian Felix Weißes Amazonen-Lieder im Siebenjährigen Krieg. In: Wolfgang Adam und Holger Dainat (Hrsg.): Krieg ist mein Lied. Der siebenjährige Krieg in den zeitgenössischen Medien. Göttingen 2007, ISBN 978-3-8353-0197-9, S. 193 ff.
  2. Evelyn Deutsch-Schreiner: Theaterdramaturgien von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Böhlau Verlag, Wien / Köln / Weimar 2016, ISBN 978-3-205-20260-8, S. 28.
  3. Inhaltserschließung der Bibliothek der schönen Wissenschaften und der freyen Künste – Projekt Gelehrte Journale (GJZ 18) der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
  4. a b Alexander Košenina: Ein Freund wie Sie sind mir lieber als meine ganze Autorschaft. Die Gesamtedition von Christian Felix Weißes Briefen ist ein Fest für die Aufklärungsforschung. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. April 2022, S. 10.
  5. Briefwechsel der Familie des Kinderfreundes, auf ds.ub.uni-bielefeld.de