Conrad Pflüger

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Conrad Pflüger (auch Konrad Pflüger; * um 1450 in Schwaben; † vermutlich 1506 oder 1507 in Leipzig)[1] war ein deutscher Baumeister. Er zählte zu den führenden Architekten und Baumeistern der Spätgotik und galt in den 1490er-Jahren auf seinem Gebiet als künstlerische Instanz und Autorität im albertinischen Sachsen. Er war außerdem Stadtbaumeister zu Görlitz und zugleich herzoglich sächsischer Werkmeister.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Herkunft, der Werdegang seiner Ausbildung und die persönlichen Lebensumstände des viel beschäftigten und weit gereisten Schülers Arnolds von Westfalen sind nicht genau bekannt und beruhen nur auf Vermutungen. Im Gegensatz dazu lässt sich das baumeisterliche Wirken Conrad Pflügers, der vor allem als Fachmann für den Gewölbebau spätgotischer Kirchen hohe Wertschätzung genoss, für die Zeit von 1477 bis 1506 gut nachweisen.

Im Jahr 1477 wurde der spätere Architekt und Baumeister erstmals erwähnt als Parlier Arnolds von Westfalen († 1480), dessen Hauptwerk, die Albrechtsburg zu Meißen, er zwischen 1480/81 und 1483 vollendete. Danach beteiligte sich Pflüger ab 1482 am Bau des Schlosses Hartenfels in Torgau, vielleicht ab 1484 am Bau der Moritzburg in Halle und am Bau des Wittenberger Schlosses, wo er ab 1496 als Entwerfer und Bauführer der Schlosskirche nachweisbar ist.

Des Weiteren wirkte Pflüger, gemeinsam mit seinen Parlieren Blasius Börer und Urban Laubanisch,[2] an der Errichtung des Heiligen Grabes und der Kirche St. Peter und Paul in Görlitz, am Bau der Thomaskirche in Leipzig, am Bau der Kreuzkirche in Dresden und am Bau der St.-Annen-Kirche in Annaberg mit. Ebenso werden Pflüger auch einige Gutachten und Entwürfe für den Umbau der Nikolaikirche und den Neubau der Peterskirche in Leipzig zugesprochen.

Conrad Pflüger führte häufig die Grundrisse der Bauvorhaben aus und leitete persönlich den besonders schwierigen Gewölbebau der Kirchen. Der geachtete Baumeister konnte dabei auf ein gut funktionierendes Netzwerk aus Baumeistern, Parlieren und Steinmetzen zurückgreifen und pflegte einen regen Gedanken- und Erfahrungsaustausch zu den ebenfalls in Sachsen arbeitenden Baumeistern Claus Roder,[3] Peter von Pirna und Jacob von Schweinfurt, die sich untereinander bei Bauvorhaben berieten und sich in ihren Arbeiten gegenseitig beeinflussten.

Zwischen 1490 und 1497 nahm Pflüger seinen Wohnsitz in Görlitz, wo er auch das Amt des Stadtbaumeisters wahrnahm. Der herzoglich sächsische Werkmeister zog 1498 wegen des Baus der Dresdner Kreuzkirche nach Meißen und lebte um 1505/06 in Leipzig. Danach verliert sich die Spur des begehrten Fachmannes. Es wird daher angenommen, dass Conrad Pflüger 1506 oder 1507 in Leipzig verstorben ist.

Bauwerke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hinweis: Die Jahreszahlen geben nur die (zum Teil vermuteten) Zeiträume des Wirkens von Conrad Pflüger an nachfolgenden Bauwerken wieder.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kai Wenzel: Reisende Architekten und Baumeister in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Konrad Pflüger, Ezechiel Eckhardt und Johann Christoph von Naumann. In: Winfried Müller (Hg.): Menschen unterwegs. Die via regia und ihre Akteure. Essayband zur 3. Sächsischen Landesausstellung. Dresden 2011, S. 106–113.
  • Stefan Bürger: Technologie und Form – Monumentalisierung und Perfektion der sächsischen Baukunst unter Konrad Pflüger (1482 bis 1507). In: Stefan Bürger; Bruno Klein (Hgg.): Werkmeister der Spätgotik – Personen, Amt und Image. Darmstadt 2010, S. 193–215 (Digitalisat).
  • Wolfgang Hocquél, Leipzig – Baumeister und Bauten – Von der Romanik bis zur Gegenwart. Tourist Verlag, Berlin/Leipzig, 1990, ISBN 3-350-00333-8.
  • Marianne Mehling (Herausgeberin), Knaurs Kulturführer in Farbe – Sachsen-Anhalt. Droemersche Verlagsanstalt Th. Knaur Nachf., München 1991, ISBN 3-426-26489-7.
  • Kunstdenkmäler in der DDR – Ein Bildhandbuch Bezirke Dresden – Karl-Marx-Stadt – Leipzig, Erläuterungen und Bildauswahl von Albrecht Dohmann. Edition Leipzig, 2. verbesserte Auflage 1989, ISBN 3-361-00249-4.
  • Gerlinde Schlenker, Artur Schellbach, Wolfram Junghans; Auf den Spuren der Wettiner in Sachsen-Anhalt. Verlag Janos Stekovics, Halle an der Saale, 2. überarbeitete, erweiterte Auflage 1999, ISBN 3-932863-00-3.
  • Dietrich Conrad, Kirchenbau im Mittelalter – Bauplanung und Bauausführung, unter beratender Mitwirkung von Klaus Mertens. Edition Leipzig, Berlin; 3. Auflage 1998, ISBN 3-361-00466-7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Conrad Pflüger ist nur nachweisbar zwischen 1477 und 1506. Die Annahme des Geburtsjahres beruht auf die Beschreibung eines ca. 50-jährigen Baumeisters Conrad Schwab, der beim Bau der St.-Annen-Kirche in Annaberg beteiligt war und heute mit Conrad Pflüger identifiziert wird. 1504 verpflichtete der Rat der Stadt Leipzig Conrad Pflüger langfristig für mehrere ehrgeizige Objekte. Nachweisbar erarbeitete Pflüger bis 1506 einige Gutachten und Entwürfe, war jedoch danach weder in Leipzig noch an anderen Orten tätig.
  2. Die späteren Baumeister Blasius Börer († 1505 in Leipzig) und Urban Laubanisch waren ursprünglich Parliere der Pflügerischen Hütte in Görlitz und begleiteten ihren Meister bei dessen wichtigsten Bauvorhaben. Die Zusammenarbeit der drei Baumeister ist vergleichbar mit der Arbeitsteilung zwischen dem späteren Leipziger Baumeister Hieronymus Lotter und Paul Speck oder Paul Widemann.
  3. Das Wirken des Steinmetzes, Baumeisters und Architekten Claus Roder lässt sich nur für die Jahre 1471 bis 1499 nachweisen. Er gilt als Architekt des Sakramenthauses der Dresdner Frauenkirche (um 1471) und arbeitete häufig mit Conrad Pflüger zusammen.
  4. Conrad Pflüger führte den wohl schon von Arnold von Westfalen begonnenen Albrechtsbau fort, der allerdings erst 1538 vollendet wurde.
  5. Conrad Pflüger folgte dem Ruf des Erzbischofs Ernst von Magdeburg, eines Wettiners, nach Halle und beteiligte sich als einer von mehreren Baumeistern am Bau der Moritzburg, eine von tiefen Gräben umgebene spätgotische Vierflügelanlage.
  6. Der Bürgermeister Georg Emmerich folgte nach einer 1464/65 aus politischen Gründen unternommenen Pilgerfahrt nach Jerusalem einer damals geläufigen Idee, die heiligen Stätten in der Heimat nachzubilden und verpflichtete deshalb für die Bauausführung Conrad Pflüger und Blasius Börer. Das Vesperbild im Salbhäuschen wurde um 1500 vermutlich von Hans Olmützer geschaffen.
  7. Conrad Pflüger, Blasius Börer und Urban Laubanisch leiteten den Gewölbebau der Kirche. Der Rat der Stadt Görlitz verpflichtete sie am 9. Januar 1491, den 1457 begonnenen und anscheinend ins Stocken geratenen Bauabschnitt abzuschließen. Pflüger ließ sich von den damals schon in Breslau, Prag und Wien praktizierten drei nebeneinander liegenden polygonalen Chorabschlüssen inspirieren und führte diese Neuerung erstmals in Sachsen ein.
  8. Nach den Plänen Conrad Pflügers wurde die im Kern spätgotische Dreiflügelanlage zwischen 1489 und 1525 ausgeführt. Einzelheiten der spätgotischen Architektur sind noch an den beiden zum Hof hin offenen Treppenhäusern zu erkennen. Infolge der Zerstörungen im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) und den Umbauarbeiten zu Anfang des 19. Jahrhunderts sind die Arbeiten der spätgotischen Baumeister Conrad Pflüger und Claus Roder zum großen Teil nicht mehr erhalten.1496/97 leitete Pflüger die Wölbung der Schlosskirche.
  9. Der Rat der Stadt Leipzig wollte sich 1489 eines erfahrenen Baumeisters zur Einwölbung der im Bau befindlichen Thomaskirche versichern und wandte sich an Erhard Bauer aus Eger, der Conrad Pflüger empfahl. Bereits seit 1482 arbeitete Claus Roder am Bau des Langhauses. Er wurde jedoch 1494 nach dem Einsturz einer Empore fristlos entlassen und Conrad Pflüger führte die Einwölbung der Kirche aus. Für das Netzgewölbe wurde Rochlitzer Porphyr verwendet.
  10. Conrad Pflüger folgte den Ruf Claus Roders, der nach seiner 1494 erfolgten fristlosen Entlassung beim Bau der Thomaskirche in Leipzig sofort als Baumeister für die Kreuzkirche in Dresden eingestellt wurde. Aus diesem Grund verlegte Pflüger seinen Wohnsitz von Görlitz nach Meißen.
  11. Am Bau der bedeutendsten spätgotischen Hallenkirche wirkten nacheinander Conrad Pflüger, Peter von Pirna, ein Magister Erasmus und Jacob von Schweinfurt. Pflüger zeichnete für den Grundriss verantwortlich, Peter von Pirna und Jacob von Schweinfurt führten die Wölbung aus.
  12. Die Realisierung der Entwürfe, so der Neubau des Langhauses, begann erst 1513 und wurde 1525 beendet. Der Baumeister war Benedikt Eisenberg, der leitende Steinmetz war Michael Bentz, der Steinmetz zu St. Nikolaus genannt wurde und dessen Meisterzeichen unter der Gewölbekonsole am Turm noch heute sichtbar ist.
  13. Conrad Pflüger arbeitete nicht mehr am 1507 begonnenen Bau der Peterskirche mit. 1885 wurde die Peterskirche abgebrochen.