Kernkraftwerk Riwne

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Kernkraftwerk Riwne
Block 4 des Kernkraftwerks
Block 4 des Kernkraftwerks
Block 4 des Kernkraftwerks
Lage
Kernkraftwerk Riwne (Ukraine)
Kernkraftwerk Riwne (Ukraine)
Koordinaten 51° 19′ 40″ N, 25° 53′ 30″ OKoordinaten: 51° 19′ 40″ N, 25° 53′ 30″ O
Land Ukraine Ukraine
Daten
Eigentümer Energoatom
Betreiber Energoatom
Projektbeginn 1971
Kommerzieller Betrieb 21. September 1981

Aktive Reaktoren (Brutto)

4  (2835 MW)

Planung eingestellt (Brutto)

2  (2000 MW)
Eingespeiste Energie im Jahr 2013 14.864 GWh
Eingespeiste Energie seit Inbetriebnahme 361.680 GWh
Stand 31. Dezember 2013
Die Datenquelle der jeweiligen Einträge findet sich in der Dokumentation.
f1

Das Kernkraftwerk Riwne (ukrainisch Рівненська АЕС, russisch Ровенская АЭС) in der Ukraine ist nahe der Stadt Warasch am Fluss Styr in der Oblast Riwne gelegen. Warasch führt im Stadtwappen ein Kernkraftwerk, da die Stadt für den Bau und Betrieb des Kernkraftwerkes errichtet wurde.

Das Kernkraftwerk besteht aus zwei Reaktoren sowjetischer Bauart des Typs WWER-440/213 und zwei des Typs WWER-1000/320. Betreiber ist das staatliche Unternehmen Energoatom.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit dem Bau des ersten Kernreaktors wurde am 1. August 1973 begonnen. Der zweite Reaktorblock folgte am 1. Oktober 1973. Am 31. Dezember 1980 wurde der erste und am 30. Dezember 1981 der zweite Reaktorblock in Betrieb genommen. Der Block eins besitzt den ersten gebauten Reaktor der Version 213 des Modells WWER-440. In den Jahren 1980 und 1986 wurde mit dem Bau der Reaktorblöcke drei und vier begonnen. Der Block drei ging am 21. Dezember 1986 in Betrieb.

Eine Entscheidung über die Verlängerung des Betriebs der ersten beiden Reaktoren genehmigte die ukrainische Regierung am zehnten Dezember 2010. Insgesamt wurde der Betrieb für weitere 20 Jahre genehmigt, womit die Abschaltung 2030 und 2031 zu erwarten ist.[1]

1995 unterzeichneten die G7-Staaten, die Europäische Kommission und die Ukraine eine Absichtserklärung über die Schließung des Kernkraftwerks Tschernobyl.[2] Als Unterstützung der ukrainischen Entscheidung wurde der Ukraine ein Kredit der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) zugesprochen, um die zwei jeweils zu 80 Prozent fertiggestellten Kernkraftwerksblöcke Chmelnyzkyj 2 und Riwne 4 als Ersatz für das abgeschaltete Kernkraftwerk Tschernobyl fertigzustellen und auf westliche Sicherheitsstandards nachzurüsten („K2/R4“-Programm). Am 7. Dezember 2000 wurde von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung ein Kredit über 215 Millionen US-Dollar beschlossen.[3] Im Jahr 2000 beschloss die Europäische Kommission die Vergabe von einem Euratom-Kredit für die Fertigstellung der Reaktoren Chmelnyzkyj 2 und Riwne 4 in einer Höhe von 585 Millionen US-Dollar. Die Vergabe des Kredites war allerdings an eine Entscheidung der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung gekoppelt.[4] Da aber die EBRD-Kriterien für die Kreditvergabe seitens der Ukraine nicht erfüllt wurden, wurde der Kredit letztlich nicht ausgezahlt. Im Juli 2004, kurz vor dem Betriebsbeginn der zwei Reaktoren, wurden von der EBRD 42 Millionen US-Dollar für die Modernisierung und Sicherheitsverbesserungen zugeschlagen.[5] Die Europäische Kommission stellte im Rahmen von Euratom weitere 83 Millionen US-Dollar zur Finanzierung einer sicherheitstechnischen Nachrüstung für Energoatom zur Verfügung.[6]

Der Reaktor Riwne 4 wurde am 10. Oktober 2004 zum ersten Mal mit dem Netz synchronisiert. Der Reaktor ist am 6. April 2006 in den kommerziellen Betrieb gegangen. Der Block 4 war aber bereits im Jahr 2004 1532 Stunden (663 GWh) und im Jahr 2005 6131 Stunden (4742 GWh) in Betrieb.[7]

Störungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 14. Dezember 2005 kam es zu einer Reaktorschnellabschaltung im Block 4. Die Ursache war eine Abschaltung der Pumpen in der Turbinenhalle nach einem Kurzschluss.[8]

Im 10. Juni 2008 ist es zum Austritt von etwa einem Kubikmeter Kühlflüssigkeit gekommen. Es wurde keine Radioaktivität außerhalb der Anlage gemessen. Der Reaktor wurde aus Sicherheitsgründen abgeschaltet. Nach Auskunft des Betreibers hat die Menge aber die zulässige Norm nicht überschritten.[9]

Russischer Überfall auf die Ukraine 2022[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufgrund der massiven Stromausfälle sei das Notfallsystem der drei AKWs Riwne, Piwdennoukrainsk und Chmelnyzkyj aktiviert worden, teilte der staatliche Betreiber Energoatom im Online-Dienst Telegram mit. Daraufhin seien alle Reaktoren automatisch vom Stromnetz getrennt worden.[10] Laut Energoatom blieben die Strahlungswerte in den Anlagen und ihrer Umgebung unverändert. Sobald sich das Stromnetz normalisiert habe, würden die drei Atomkraftwerke wieder ans Netz gehen.[11]

Im Januar 2023 beschloss die IAEO, mit eigenen Expertenteams an allen ukrainischen Atomkraftwerken präsent zu sein, um das Risiko schwerer Unfälle während des Krieges zu verringern.[12]

Modernisierung Block 3[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2018 erhielt Block 3 nach seiner Modernisierung eine Genehmigung zur Verlängerung der Betriebsdauer um 20 Jahre bis 2037.[13]

Daten der Reaktorblöcke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kernkraftwerk Riwne hat vier in Betrieb befindliche Blöcke, zwei weitere wurden verworfen:

Reaktorblock[7] Reaktortyp Netto-
leistung
Brutto-
leistung
Baubeginn Netzsyn-
chronisation
Kommer-
zieller Betrieb
Abschal-
tung
Riwne-1 WWER-440/213 381 MW 420 MW 01.08.1973 31.12.1980 21.09.1981 (2030 geplant)
Riwne-2 WWER-440/213 376 MW 415 MW 01.10.1973 30.12.1981 30.07.1982 (2031 geplant)
Riwne-3 WWER-1000/320 950 MW 1000 MW 01.02.1980 21.12.1986 16.05.1987 (2037 geplant)
Riwne-4 WWER-1000/320 950 MW 1000 MW 01.08.1986 10.10.2004 06.04.2006 (2035 geplant)
Riwne-5[14] WWER-1000/320 950 MW 1000 MW Planungen gestoppt
Riwne-6[15] WWER-1000/320 950 MW 1000 MW Planungen gestoppt

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nuklearforum Schweiz: Ukraine: weitere 20 Betriebsjahre für Rowno-1 und -2 vom 17. Januar 2011. (Memento des Originals vom 21. Dezember 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nuklearforum.ch Abgerufen am 30. Januar 2011
  2. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 5. Juli 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ebrd.com
  3. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 5. Juli 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ebrd.com
  4. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 11. Februar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.greenpeace.de
  5. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 8. September 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ebrd.com
  6. EBRD News 10. Juli 2006 (englisch) (Memento des Originals vom 16. Juli 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ebrd.com
  7. a b Power Reactor Information System der IAEO: „Ukraine: Nuclear Power Reactors“ (englisch)
  8. RIA Novosti - 14/12/2005 - Notabschaltung im vierten Block des AKW Rowno
  9. Ukrainer Atommeiler nach Austritt von Wasser abgeschaltet (Memento vom 15. Juli 2012 im Webarchiv archive.today)
  10. Russland greift die Ukraine an - Aktuelles zum Krieg in der Ukraine - Mehrere ukrainische Atomkraftwerke vom Netz. In: heute.de. 23. November 2022, abgerufen am 23. November 2022.
  11. Moldau meldet massive Stromausfälle In: n-tv.de, veröffentlicht und abgerufen am 23. November 2022
  12. tagesschau.de: IAEA-Beobachter nun auch permanent in Tschernobyl. Abgerufen am 19. Januar 2023.
  13. Life extension for Ukraine’s Rovno 3 - Nuclear Engineering International. Abgerufen am 27. September 2021.
  14. Kernkraftwerk Rovno 5 im PRIS der IAEO (Memento vom 4. Juni 2011 im Internet Archive) (englisch) nicht mehr online
  15. Kernkraftwerk Rovno 6 im PRIS der IAEO (Memento vom 4. Juni 2011 im Internet Archive) (englisch) nicht mehr online