Kreis Wreschen

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Der Kreis Peysern in Südpreußen
Der Kreis Wreschen in den Grenzen von 1818 bis 1887
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Verwaltungsgliederung der Provinz Posen (Stand 1899)
Regierungsbezirk Bromberg
Regierungsbezirk Posen
Der Kreis Wreschen in den Grenzen von 1887 bis 1919

Der Kreis Wreschen bestand von 1819 bis 1919 in der preußischen Provinz Posen. Er ging aus dem Westteil des 1793 in der preußischen Provinz Südpreußen gegründeten Kreises Peysern hervor.

Der Landkreis Wreschen war außerdem während des Zweiten Weltkrieges eine deutsche Verwaltungseinheit im besetzten Polen (1939–1945).

Größe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kreis Wreschen hatte bis 1887 eine Fläche von 730 km² und seitdem von 561 km².[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebiet um die beiden großpolnischen Städte Września (deutsch Wreschen) und Pyzdry (deutsch Peysern oder Peisern) gehörte nach der Zweiten Teilung Polens von 1793 bis 1807 zum Kreis Peysern in der preußischen Provinz Südpreußen.[2] Durch den Frieden von Tilsit kam der Kreis Peysern 1807 zum Herzogtum Warschau. Nach dem Wiener Kongress fiel der Westteil des Kreises am 15. Mai 1815 erneut an das Königreich Preußen und wurde Teil des Regierungsbezirks Posen der Provinz Posen. Im Zuge einer nachträglichen Grenzkorrektur wurde der östliche Rand des Kreises mit den Städten Pyzdry und Słupca am 11. November 1817 an das von Russland beherrschte Kongresspolen abgetreten.

Bei den preußischen Verwaltungsreformen wurde zum 1. Januar 1818 im Regierungsbezirk Posen eine Kreisreform durchgeführt, bei der der in Preußen gelegene Rest des Kreis Peysern vom Kreis Schroda das Gebiet um die Stadt Miloslaw dazu erhielt.[3]

Sitz des Landratsamtes des seit dem 31. Juli 1819 Kreis Wreschen genannten Kreises wurde die Stadt Wreschen.

Als Teil der Provinz Posen wurde der Kreis Wreschen am 18. Januar 1871 Teil des neu gegründeten Deutschen Reichs, wogegen die polnischen Abgeordneten im neuen Reichstag am 1. April 1871 protestierten.

Am 1. Oktober 1887 wurden die Stadt Zerkow und der gleichnamige Polizeidistrikt vom Kreis Wreschen an den neugebildeten Kreis Jarotschin abgetreten.

Am 27. Dezember 1918 begann in der Provinz Posen der Großpolnische Aufstand der polnischen Bevölkerungsmehrheit gegen die deutsche Herrschaft. Bereits am 28. Dezember kam es auch in der Kreisstadt Wreschen zu Unruhen, und im Januar 1919 war das Gebiet des Kreises Wreschen unter polnischer Kontrolle.

Am 16. Februar 1919 beendete ein Waffenstillstand die polnisch-deutschen Kämpfe, und am 28. Juni 1919 trat die deutsche Regierung mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags den Kreis Wreschen auch offiziell an das neu gegründete Polen ab.

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahr Einwohner Quelle
1818 29.653 [4]
1846 37.074 [5]
1871 40.046 [6]
1890 32.848
1900 35.449 [1]
1910 39.878 [1]

Von den Einwohnern des Kreises waren 1890 85 % Polen, 12 % Deutsche und 3 % Juden. Die Mehrzahl der deutschen Einwohner verließ nach 1919 das Gebiet.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wahlen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kreis Wreschen gehörte zum Reichstagswahlkreis Posen 8. Der Wahlkreis wurde bei allen Reichstagswahlen zwischen 1871 und 1912 von Kandidaten der Polnischen Fraktion gewonnen:

Kommunale Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Kreis Wreschen gehörten zuletzt die Städte Miloslaw und Wreschen; bis 1887 auch Zerkow. Die (Stand 1908) 69 Landgemeinden und 64 Gutsbezirke waren in Polizeidistrikten zusammengefasst.

Gemeinden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten die folgenden Gemeinden zum Kreis:[1]

  • Babin
  • Bardo
  • Bialepiontkowo
  • Biechowo
  • Bieganowo
  • Bierzglin
  • Bierzglinek
  • Borzykowo
  • Brückenau
  • Budzilowo
  • Chlebowo
  • Chocicza
  • Czeszewo
  • Dörenburg
  • Galenzewo
  • Geistlich Ostrowo
  • Gorazdowo
  • Gorzyce
  • Gozdowo
  • Graboszewo
  • Grabowo
  • Groß Ciesle
  • Groß Psary Hauland
  • Jagenau
  • Janowo
  • Kaczanowo
  • Kathrindorf
  • Klein Gutowy
  • Kokczyn
  • Kolaczkowo
  • Königlich Neudorf
  • Kornaty
  • Krzywagora
  • Lagiewki
  • Lenzec
  • Lipie
  • Miloslaw, Stadt
  • Mlodziejewice
  • Neudorf am Berge
  • Neuhausen
  • Oblaczkowo
  • Orzechowo
  • Otoczno
  • Palczyn
  • Polnisch Psary
  • Pospolno
  • Rudki
  • Scherze
  • Sendschau
  • Skarboszewo
  • Skotnik
  • Slomowo
  • Sockelstein
  • Sokolnik
  • Sokolowo
  • Soleczno
  • Splawie
  • Stanislawowo
  • Strzalkowo
  • Szamarzewo
  • Szczodrzejewo
  • Szemborowo
  • Waldhorst
  • Walkowitz
  • Wembusch
  • Wengierki
  • Wilhelmsau
  • Wreschen, Stadt
  • Xionzno
  • Zberki
  • Zieliniec
  • Zydowo

Bis auf wenige Ausnahmen galten nach 1815 die polnischen Ortsnamen weiter, zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden mehrere Ortsnamen eingedeutscht.

Der Landkreis Wreschen im besetzten Polen (1939–1945)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Regierungsbezirke und Kreise im Reichsgau Wartheland

Im Zweiten Weltkrieg bildeten die deutschen Besatzungsbehörden den Landkreis Wreschen im Regierungsbezirk Posen. Die am 26. Oktober 1939 vollzogene Annexion des Gebietes durch das Deutsche Reich war als einseitiger Akt der Gewalt völkerrechtlich aber unwirksam. Die jüdischen Einwohner wurden im Zweiten Weltkrieg von den deutschen Besatzungsbehörden ermordet. Mit dem Einmarsch der Roten Armee im Januar 1945 endete die deutsche Besetzung.

Landräte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1939–194100Herbert Nierentz
  • 1941–194500Büttner

Kommunale Gliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg erhielt nur Wreschen 1942 die Stadtrechte laut Deutscher Gemeindeordnung von 1935, die übrigen Gemeinden wurden in Amtsbezirken zusammengefasst.

Ortsnamen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Während der deutschen Besetzung wurden durch unveröffentlichten Erlass vom 29. Dezember 1939 zunächst die 1918 gültigen Ortsnamen übernommen, es erfolgten aber bald wilde Eindeutschungen durch die lokalen Besatzungsbehörden. Am 18. Mai 1943 erhielten alle Orte mit einer Post- oder Bahnstation deutsche Namen, dabei handelte es sich meist um lautliche Angleichungen, Übersetzungen oder freie Erfindungen.

Größere Gemeinden im Landkreis Wreschen:

polnischer Name deutscher Name (1815–1919) deutscher Name (1939–1945)
Biechowo Biechowo Lorenzdorf
Bugaj Bugaj Bügen
Czeszewo Czeszewo Zeugnersruh
Gozdowo Gozdowo
Gosdau (1906–1919)
Gosdau
Kaczanowo Kaczanowo Entenau
Miłosław Miloslaw Liebenau (1939–1943)
Liebenstädt (1943–1945)
Nowa Wieś Królewska Königlich Neudorf Königlich Neudorf (1939–1943)
Königsneudorf (1943–1945)
Oblaczkowo Oblaczkowo
Oblatschkowo (1906–1919)
Runddorf (1939–1943)
Kringeln (1943–1945)
Psary Polskie Polnisch Psary Feldkamp
Sędziwojewo Sendschau Sendschau
Skarboszewo Skarboszewo Karben
Sokolniki Sokolnik
Sockelstein (1906–1919)
Sockelstein
Strzałkowo Strzalkowo
Stralkowo (1906–1919)
Stralkau
Szamarzewo Szamarzewo Ellerode
Szemborowo Szemborowo Langdorf (1939–1943)
Schembau (1943–1945)
Września Wreschen Wreschen

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft IV: Regierungsbezirk Posen, S. 120–125, Wreschen.
  • Michael Rademacher: Posen – Landkreis Wreschen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staats. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 153, Ziffer 15.
  • Königliches Statistisches Büro: Die Gemeinden und Gutsbezirke des preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Teil IV: Die Provinz Posen, Berlin 1874, S. 2–9 (Digitalisat).
  • A. C. A. Friederich: Historisch-geographische Darstellung Alt- und Neu-Polens. Berlin 1839, S. 582–583.
  • Leopold von Zedlitz-Neukirch: Die Staatskräfte der preußischen Monarchie unter Friedrich Wilhelm III. Band 2, Teil 1, Berlin 1828, S. 109–110, Ziffer XVII.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kreis Wreschen Verwaltungsgeschichte und Landratsliste auf der Website territorial.de (Rolf Jehke), Stand 6. Juli 2013.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d www.gemeindeverzeichnis.de
  2. Historisch statistisch topographische Beschreibung von Südpreußen, 1798
  3. Walther Hubatsch (Hrsg.): Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945. Johann-Gottfried-Herder-Institut, Marburg/Lahn; Band 2, Teil 1: Provinz Posen. bearbeitet von Dieter Stüttgen, 1975, ISBN 3-87969-109-6
  4. A. C. A. Friederich: Historisch-geographische Darstellung Alt- und Neu-Polens. Stuhrsche Buchhandlung, Berlin (Digitalisat [abgerufen am 8. August 2018]).
  5. Königliches Statistisches Bureau (Hrsg.): Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2. Einwohnerzahlen der Kreise. (Digitalisat).
  6. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Posen und ihre Bevölkerung 1871
  7. a b Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740–1806/15. In: Historische Kommission zu Berlin (Hrsg.): Einzelveröffentlichungen. 85. K. G. Saur Verlag, München 2009, ISBN 978-3-598-23229-9.