Kreta

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Kreta
Satellitenbild von Kreta
Satellitenbild von Kreta
Gewässer Mittelmeer
Geographische Lage 35° 12′ N, 24° 54′ OKoordinaten: 35° 12′ N, 24° 54′ O
Kreta (Kreta)
Kreta (Kreta)
Länge 254 km
Breite 60 km
Fläche 8 261 km²
Höchste Erhebung 2456 m
Einwohner 624.408
76 Einw./km²
Hauptort Iraklio

Kreta (neugriechisch Κρήτη [ˈkriti] (f. sg.)) ist die größte griechische Insel und mit rund 8261 km² Fläche sowie 1066 Kilometern Küstenlänge nach Sizilien, Sardinien, Zypern und Korsika die fünftgrößte Insel im Mittelmeer.[1] Kreta zählt zur gleichnamigen griechischen Region Kreta.

Die Insel hat etwa 624.000 Einwohner (2021).[2] Größte Stadt, Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum ist Iraklio mit etwa 179.000 Einwohnern.

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der altgriechische Name Κρήτη Krētē ist noch erhalten geblieben, nur der Vokal [ɛː] lautet im Neugriechischen [i]. Kreta ist die eingedeutschte Schreibweise der lateinischen Namensform Creta. Die türkische Namensform ist Girit. Während der Zeit als Kolonie der Republik Venedig wurde die Insel Candia genannt (zurückgehend auf arabisch Khandaq „Graben“); auch die Hauptstadt hieß damals Candia (heutiger Name Iraklio).[3]

Die Etymologie ist unklar. In der Linearschrift B der mykenischen Kultur findet sich die Bezeichnung ke-re-si-jo, sie wird als *Krēsios Κρήσιος ‚Kreter‘ gedeutet und ist möglicherweise vorgriechischen Ursprungs.[4] In Homers Ilias (so im Schiffskatalog, Buch 2, Vers 645) sind die Kreter als die griechischsprachigen Bewohner der Insel in der Form mit t belegt; die vorgriechische Bevölkerung nennt Homer Eteokreter (Ἐτεόκρητες ‚wahre Kreter‘).[5]

Zur Herkunft des griechischen Namens Κρήτη gab es schon in der Antike unterschiedliche Auffassungen. Vier Versionen gehen auf weibliche Figuren namens Krete zurück: Genannt werden eine Tochter Europas namens Krete; eine Geliebte des ägyptischen Königs Ammon, die mit ihm auf die Insel Idaia geflohen sei und die daraufhin in Krete umbenannt wurde; eine Krete der Hesperiden und eine Tochter Deukalions desselben Namens. Weitere Deutungen führen den Namen auf einen mythischen ersten König namens Kres zurück[6] oder auf die Kureten als mythische erste Einwohner der Insel.[7]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Physische Karte von Kreta
Kretische Berglandschaft

Kreta liegt knapp 100 Kilometer südlich des griechischen Festlands. Sie ist die größte griechische Insel und nach Zypern die zweitgrößte des östlichen Mittelmeeres. Die Insel hat eine gestreckte Form, sie misst in Ost-West-Richtung 254 Kilometer bei einer größten Breite von 60,6 Kilometern. An ihrer schmalsten Stelle (bei Ierapetra) ist Kreta 12,1 Kilometer breit. Kreta liegt zwischen 34°55′31″ und 35°41′32″ nördlicher Breite und zwischen 23°31′21″ und 26°18′50″ östlicher Länge. Die Entfernung bis Afrika beträgt 294 Kilometer (Libyen), bis Asien 180 Kilometer (Türkei) und zum europäischen Festland Kap Maleas 96,6 Kilometer.

Die Insel hat eine Fläche von 8261,183 km², ihre Küstenlinie ist 1066 Kilometer lang.[1] Das Meer im Norden wird Kretisches Meer genannt (gr. Kritiko Pelagos Κρητικό Πέλαγος), das im Süden Libysches Meer (gr. Livyko Pelagos Λιβυκό Πέλαγος), Kretas Ostende erstreckt sich in das sogenannte Karpathische Meer.

Kreta ist sehr gebirgig und wird durch eine von West nach Ost reichende Gebirgskette bestimmt, die zumeist zur Südküste steiler und zum Norden flacher abfällt. Diese Kette ist ein überseeischer Teil eines vom Peloponnes über Kreta, Karpathos und Rhodos bis zum anatolischen Festland reichenden Gebirgsmassivs, das die Südägäische Inselbrücke bildet.[8] Die vier höchsten Erhebungen auf Kreta sind:

  • Das Ida-Gebirge mit dem Psiloritis als höchstem Berg der Insel (2456 Meter hoch) befindet sich in Zentralkreta südwestlich der Hauptstadt Iraklio,
  • die Weißen Berge oder Lefka Ori (2452 Meter hoch) im Westen liegen nur wenige Meter niedriger als das Psiloritis und sind Teil des flächenmäßig größten Gebirgsmassivs auf Kreta,
  • das Dikti-Gebirge (2148 Meter hoch) befindet sich im Südosten der Insel,
  • die bis zu 1476 Meter hohen Thripti-Berge liegen weiter östlich auf der Insel.

Diesen Gebirgen verdankt Kreta die fruchtbaren Hochebenen Lasithi, Omalos und Nida, Höhlen wie die Diktäische Höhle und tiefe Schluchten wie die bekannte Samaria-Schlucht. Die Messara-Ebene im Süden ist mit etwa 140 km² die größte Ebene der Insel. Sie wird intensiv landwirtschaftlich genutzt. Kreta bildet mit einigen kleineren bewohnten sowie unbewohnten Inseln eine Inselgruppe.

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bergwelt und Bergdorf (Kato Saktouria nahe Spili) in Südkreta
Messara-Ebene
Luftaufnahme der südöstlichen Küste zwischen Athenerilakkos und Xerokampos

Der steil aufsteigende Archipel von Kreta liegt auf der Ägäischen Platte,[9] unweit der tiefsten Stellen des gesamten Mittelmeers und stellt einen angehobenen Bereich des Forearcs der Subduktionszone dar.[10] Die gesamte Region ist tektonisch stark aktiv. So verläuft hier der sogenannte Griechische Bogen oder die Hellenische Subduktionszone, ein knapp 1000 Kilometer langer tektonischer Graben, der sich zwischen der europäischen Platte in Südbewegung und der afrikanischen Platte in Nordbewegung befindet. Dadurch schiebt sich die afrikanische Platte unter die europäische Platte. Diese Subduktionszone wird als dominierender Bereich für Erdbeben in der gesamten Kontinentalregion gesehen. Erdbeben können ständig auftreten, richten aber in der Regel kaum nennenswerte Schäden an. 70 bis 150 km nördlich hiervon schließt sich mit dem Kykladenbogen der magmatische aktive Bogen an.[11]

Zwischen 4200 ± 90 BP und 3930 ± 90 BP lag der Meeresspiegel am bisher tiefsten bekannten Punkt (−6,55 ± 0,55 m).[12] Für die Proto- oder Altpalastzeit (1900–1700 oder 1600 v. Chr.) und die Neupalastzeit der minoischen Kultur (1600–1450 v. Chr.) ließen sich zwei Stände feststellen, nämlich bei −3,95 ± 0,35 m und bei −2,70 ± 0,15 m. Ein weiterer Anstieg auf −1,25 ± 0,05 m fand zwischen 1450 und 400 v. Chr. statt. 1604 stieg der Meeresspiegel in kürzester Zeit um 0,70 m an. Seither stieg er um weitere 0,55 m an. Im 4. Jahrhundert wurde der westliche Teil der Insel um 9,15 ± 0,20 m gehoben, der östliche, der sich zudem nach Südosten neigte, um 2 m. Wahrscheinlich entstand mit dem schweren Beben des Jahres 365 der Graben von Spili, entlang dessen die Insel auseinanderbrach. Um 1600 senkte sich der westliche Teil um 1,25 ± 0,05 m gleichzeitig mit der Absenkung des östlichen Teiles der Insel.

Historische, nachweisbare Erdbeben:

  • Zerstörung des Palasts von Phaistos ca. um 1900 v. Chr.[13]
  • Zerstörung der ersten großen Palastanlage von Knossos um ca. 1700 v. Chr.[14]
  • allem Anschein nach Erdbeben im Vorfeld des Vulkanausbruchs von Santorin (ca. 1500 v. Chr.; eher um ca. 1630 v. Chr.)
  • Zerstörung des neuen Palasts der Minoer ca. 1450 v. Chr.[14]
  • großes Erdbeben südlich von Kreta am 21. Juli 365 n. Chr., dabei unter anderem Zerstörung des Leuchtturms von Alexandria[15] (Bericht von Ammianus Marcellinus)
  • Zerstörung der Festung von Kastro (Koules) um 1500 n. Chr.[13]
  • mehrfache, sukzessive Zerstörung der Kirche Agios Titos aus dem 15. Jahrhundert[13] (Beben ohne Datierung)
  • Zerstörung der mittlerweile zur Moschee umgebauten Kirche Agios Titos im Jahr 1856[13]

Aktuelle Beispiele:

  • Magnitude 5,1 im Meer vor dem östlichen Inselteil[16]
  • Magnitude 6,1 im Meer, 40 Kilometer nordwestlich vor der Küste[17]
  • Magnitude 5,0 im Meer in 97 Kilometer Tiefe und 105 Kilometer nördlich[18]
  • Magnitude 4,5 im Meer südlich Ierapetra[19]
  • Magnitude 5,4 im Meer 175 Kilometer nordöstlich von Iraklio in 33 Kilometer Tiefe[20] (am 7. Februar 2004)
  • Magnitude 5,3 zwischen Kreta und Peloponnes in 73 Kilometer Tiefe[21] (am 4. November 2004)
  • Magnitude 6,7 im Meer in 66 Kilometer Tiefe rund 92 Kilometer nordwestlich der Insel[22]
  • Magnitude 6,9 im Meer in rund 70 Kilometer Tiefe nordwestlich[23] (am 8. Januar 2006)
  • Magnitude 4,5 im Meer ca. 90 Kilometer östlich von Kreta (lt. www.gfz-potsdam.de, am 31. März 2006)
  • Magnitude 6,5 im Meer westlich der Stadt Chania in 23 Kilometern Tiefe[24] (am 12. Oktober 2013)
  • Magnitude 6,1 im Meer ca. 50 Kilometer östlich von Kreta in 20 Kilometern Tiefe[25] (am 16. April 2015)
  • Magnitude 4,9; 11 Kilometer nordwestlich der Stadt Gazi auf Kreta in 75 Kilometern Tiefe[26] (am 31. Juli 2019)
  • Magnitude 5,8 in 10,4 Kilometer Tiefe in Arkalochori (am 27. September 2021) mit mehreren Nachbeben, u. a. mit Magnitude 5,3 in 10,7 Kilometer Tiefe etwa vier Kilometer westlich von Arkalochori (am 28. September 2021)[27]
  • Magnitude 6,3 in 9,0 Kilometer Tiefe, 32 Kilometer südöstlich von Zakros im Meer (am 12. Oktober 2021)[28]

Siehe auch: Erdbeben erschütterte Griechenland (8. Januar 2006)

Klima[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf Kreta herrscht ein gleichmäßiges Mittelmeerklima. Kreta ist mit seinen zirka 300 Tagen Sonnenschein pro Jahr zusammen mit Zypern die sonnigste Insel im Mittelmeerraum. Der Sommer ist heiß und trocken, wobei insbesondere an der Südküste sehr hohe Temperaturen gemessen werden. Der Winter ist regenreich und mild, die Hochlagen der Gebirgszüge sind schneereich. Kreta ist durch mehrere Klimazonen geprägt. Die Spanne reicht von trocken-heißen bis zu feucht-alpinen Zonen.

Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Kreta
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Mittl. Temperatur (°C) 12,0 12,1 13,4 16,3 19,8 23,5 25,7 25,6 23,1 19,7 16,6 13,8 18,5
Mittl. Tagesmax. (°C) 15 15 16 20 23 27 29 29 27 24 20 16 21,8
Mittl. Tagesmin. (°C) 9 9 10 12 15 19 22 22 20 17 14 11 15
Niederschlag (mm) 59,8 48,0 46,2 21,5 8,2 1,1 0,4 1,0 6,1 26,5 55,9 72,6 Σ 347,3
Sonnenstunden (h/d) 3 5 6 8 10 12 13 12 10 6 6 4 7,9
Regentage (d) 14 9 10 6 4 1 1 1 2 6 11 14 Σ 79
Wassertemperatur (°C) 16 15 16 16 19 22 24 25 24 23 20 17 19,8
T
e
m
p
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9
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22
29
22
27
20
24
17
20
14
16
11
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
N
i
e
d
e
r
s
c
h
l
a
g
59,8
48,0
46,2
21,5
8,2
1,1
0,4
1,0
6,1
26,5
55,9
72,6
  Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez

In den Gebirgsregionen können die Werte von den in der Tabelle angegebenen Durchschnittswerten erheblich abweichen. An der südöstlichen Küste ist es in den Sommermonaten um einige Grade wärmer.

Flora[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vegetation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kretischer Aronstab (Arum creticum) im Frühling

Bis ins 17. Jahrhundert war Kreta von teils dichten Wäldern bedeckt.[29] Noch heute ist die kretische Flora trotz jahrtausendelanger Besiedelung und sommerlicher Trockenheit sehr artenreich, so gedeihen hier alleine etwa 170 endemische Pflanzenarten. Besonders im Frühling fällt die hohe Anzahl unterschiedlichster Blütenpflanzen ins Auge. Typisch für die Insel ist das Vorkommen zahlreicher Gewürz-Kräuter wie Kopfiger Thymian, Griechischer Salbei, Thymbra-Bergminze, Oregano oder Diptam-Dost, deren Verbreitung bis in die Hochlagen der Gebirgszüge reicht.

Zum typischen Bewuchs der von Ziegen und Schafen beweideten Flächen siehe Phrygana und Macchie.

Die Gebirgszüge der Weißen Berge (Lefka Ori) und des Ida-Gebirges sind teilweise noch mit Kalabrischen Kiefern (Pinus brutia), Restbeständen von Zypressen (Cypressus sempervirens) und Kermeseichen bewaldet. Der Osten Kretas hingegen zählt zu den kargsten und trockensten Regionen Europas. Dort wachsen neben wenigen kultivierten Ölbäumen nur noch die widerstandsfähigen und austrocknungsresistenten kugelbuschartigen Pflanzen der Phrygana.

Weitere häufig zu sehende Bäume sind der Johannisbrotbaum und laubwerfende Platanen entlang von Bachläufen. Eine Besonderheit ist die Kretische Dattelpalme (Phoenix theophrasti), die an einigen Standorten der Südküste und im äußersten Osten am Palmenstrand von Vai vorkommt.

Neophyten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nickender Sauerklee

Auf Kreta gibt es eine große Zahl Neophyten – Pflanzenarten, die erst durch beabsichtigten oder unbeabsichtigten menschlichen Eingriff auf der Insel heimisch wurden. Einige dieser Arten sind landschaftsbildprägend geworden:

  • Im Winter und Frühling sind große Gebiete Kretas bedeckt von einem Teppich aus Nickendem Sauerklee (Oxalis pes-caprae). Zum ersten Mal wurde die kleeähnliche Pflanze 1883[30] auf der griechischen Insel gefunden, ursprünglich stammt sie aus Südafrika.
  • Die oft an Felshängen und Mauern in Meeresnähe zu sehende rot- oder gelbblühende Mittagsblume stammt ebenfalls aus Südafrika. Sie wurde zuerst als Bodenfestiger und Zierpflanze kultiviert.
  • Auch die überall auf Kreta anzutreffenden Amerikanische Agave wurden zuerst als Zierpflanze eingeführt. Die mittelamerikanische Pflanze fand hier für sie ideale Klimabedingungen vor und wilderte aus.
  • Die ebenfalls aus Mittelamerika stammende Opuntia ficus-indica konnte sich über das gesamte Mittelmeergebiet ausbreiten. Sie wurde als Zierpflanze und wegen ihrer genießbaren Früchte eingeführt.

Auch der Wunderbaum, der Götterbaum und der Blaugrüne Tabak waren ursprünglich nicht auf Kreta heimisch. Man schätzt, dass ungefähr ein Drittel aller Pflanzenarten der Insel erst seit der Erstbesiedelung durch den Menschen eingebürgert sind, darunter etwa 80 erst in jüngerer Zeit.

Fauna[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die kretische Fauna ist verglichen mit seiner Pflanzenwelt relativ artenarm. Typische und häufige Vertreter der Mittelmeerfauna sind Grillen, Zikaden, Echte Eidechsen und Fledermäuse. Augenscheinlich wird die Tierwelt dominiert von verschiedensten Rassen domestizierter Ziegen und Schafe, die vom Meer bis in die Hochgebirgsregionen weiden.

Säugetiere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Prähistorie

Kreta-Zwergmammut

In prähistorischen Zeiten bis hinein in die Jungsteinzeit gab es auf Kreta deutlich mehr Arten von endemischen Großsäugern. Es wurden Knochen unter anderen vom Kreta-Zwergmammut, einer Flusspferdart und von verschiedenen Hirscharten gefunden. Auch die Reste eines sehr großen Insektenfressers sind unter den Fossilien. Es fehlen dagegen die Nachweise irgendeines großen Raubsäugers wie Bären, Großkatzen oder Hundeartige, so dass vermutlich der wichtigste Selektionsdruck für die Pflanzenfresser die begrenzt vorhandene Nahrung war.[31] Es gibt also Gründe anzunehmen, dass Kreta schon vor der Besiedelung durch Menschen mit ihren Haustieren ähnlich stark beweidet wurde wie danach. Manche Autoren ziehen daraus den Schluss, dass die Genese der heutigen kretischen Landschaft nicht so stark vom Menschen beeinflusst ist, wie es meist angenommen wird. Die ehemals fast vollständig bewaldete Insel, von der Platon berichtet, und die angeblich später durch menschliche Übernutzung zu einer „ruinierten Landschaft“ verkam, hat es nach dieser Theorie in historischer Zeit nie gegeben (siehe Literaturhinweis: Rackham and Moody).

Gegenwart

Kretische Wildziege (Capra aegagrus cretica)

Die sehr seltene endemische Kretische Wildziege (auch Agrimi oder Kri-Kri genannt) kommt nur noch an einem natürlichen Standort in den weißen Bergen (Lefka Ori) vor. Bereits seit 1928 wird versucht, einen Teil der Bestände auf unbewohnte Felseninseln umzusiedeln (zum Beispiel nach Dia, gelegen direkt vor Iraklio). Vermutlich sind die Agrimi keine ursprünglich auf Kreta heimische Art, sondern Nachkommen von zu Zeiten frühester menschlicher Besiedelung ausgewilderten Tieren.

Häufig vorkommende Säugetiere auf Kreta sind die Kreta-Stachelmaus, die Etruskerspitzmaus und zwölf verschiedene Fledermaus-Arten. Durch Pestizid-Einsatz bedroht ist der Weißbrustigel, durch übermäßige Bejagung selten geworden der kretische Feldhase. Als wildlebende Landsäuger sind noch der Steinmarder, das Mauswiesel, der Siebenschläfer und der kretische Dachs vertreten.

Im Jahr 1996 wurde überraschenderweise ein Exemplar der kretischen Wildkatze gefangen, die bis dahin als ausgestorben galt. Ebenfalls stark in ihrer Existenz bedroht ist die Mittelmeer-Mönchsrobbe, von der letzte Exemplare u. a. bei den Paximadia-Inseln und an den Küsten Südostkretas leben sollen.

Vögel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bartgeier

Neben den auf Kreta heimischen Vogelarten dient die Insel vielen Zugvögeln als Zwischenquartier auf ihrem Weg von Afrika nach Nordeuropa. Manche Arten orientieren sich in ihrer Flugroute am Verlauf bestimmter Schluchten auf Kreta.

In abgeschiedenen Bergregionen und Schluchten der Lefka Ori brüten noch wenige Paare des heute sehr seltenen Bartgeiers, der früher wegen seines schlechten Image als Lämmer-Reißer (daher auch fälschlich „Lämmergeier“ genannt) gnadenlos gejagt wurde. So selten wie die Vögel sind auch die von ihnen angelegten „Knochenschmieden“ geworden. Noch wesentlich häufiger als die Bartgeier sind die ebenso großen Gänsegeier anzutreffen, die man häufig über Berghänge oder Schluchten kreisend beobachten kann. Sie ernähren sich hauptsächlich von an Steilhängen abgestürzten Schafen und Ziegen. Auf Kreta lebt fast die Hälfte der für ganz Griechenland geschätzten Population dieser Geierart. Eine andere nur noch selten auf Kreta anzutreffende Greifvogelart ist der Fischadler, vor allem an der Südküste um Lendas. Sehr verbreitet dagegen sind Mäusebussarde und Turmfalken, ebenfalls selten die Eleonorenfalken, Wanderfalken, Steinadler und Habichtsadler. Von den Nachtjägern ist vor allem die Zwergohreule verbreitet.

Reptilien und Amphibien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben verschiedenen Eidechsenarten und ungiftigen Schlangen (Leopardnatter, Würfelnatter, Balkan-Zornnatter) gibt es auch eine giftige Schlangenart auf Kreta. Es ist die Europäische Katzennatter (Telescopus fallax), allerdings ist sie für Menschen ungefährlich, da ihre Giftzähne so tief im Rachen liegen, dass sie nur gegen ihre Jagdbeute eingesetzt werden können. Die beiden häufigsten Eidechsenarten sind die Westliche Riesensmaragdeidechse und die viel kleinere Kykladen-Mauereidechse. Daneben gibt es einige Gecko-Arten (zum Beispiel den Mauergecko), den Walzenskink und das erst in den 1930er Jahren entdeckte europäische Chamäleon. Landschildkröten gibt es auf Kreta nicht, aber einige der auch im Sommer Wasser führenden Bäche werden von der Kaspischen Bachschildkröte (Mauremys rivulata) bevölkert. Als marine Art muss die stark bedrohte Karettschildkröte erwähnt werden, welche einige kretische Strände (unter anderem Matala, Komos) zur Eiablage nutzt.

Als Vertreter der Amphibien sind der Laubfrosch, der Seefrosch und die Wechselkröte in Gegenden mit stehenden oder fließenden Gewässern zu finden.

Gliederfüßer und Weichtiere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Süßwasserkrabbe (Potamon potamios) am Rand einer Landstraße

Einzig der Stamm der Gliederfüßer, vor allem Insekten, Spinnentiere und Hundertfüßer ist artenreich vertreten. Auch Skorpione (z. B. Euscorpius carpathicus, Mesobuthus gibbosus, Iurus dufoureius) sind relativ häufig zu finden, sowohl in Meeresnähe als auch im Landesinneren. Grillen und Zikaden sind so häufig, dass an manchen Orten ihr abendliches Zirpen eine Unterhaltung im Freien unmöglich machen kann.

In manchen ganzjährig fließenden Quellen oder Bächen leben noch Süßwasserkrebse, die bei ihren Wanderungen von Gewässer zu Gewässer auch im Trockenen gefunden werden können. Besonders im Frühjahr ist die große Anzahl von Gehäuseschnecken auffällig, deren essbare Arten passend zur vorösterlichen Fastenzeit die Speisekarte der Einwohner bereichern.

Bevölkerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hafen von Chania
Agios Nikolaos
Chora Sfakion, ein Dorf an der Südküste Kretas
Landschaft in Kreta

Die Einwohnerzahl Kretas beträgt etwa 624.000 (Stand 2021).

Siedlungsstruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weit über die Hälfte der Kreter wohnt in den schnell wachsenden städtischen Ballungsräumen von Iraklio, Chania, Rethymno, Agios Nikolaos und Ierapetra. Der Rest lebt in Kleinstädten mit unter 10.000 Einwohnern, in Dörfern oder auf Einzelhöfen.

Sprache[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wie in ganz Griechenland ist auf Kreta Neugriechisch die offizielle Sprache, die von Einheimischen allerdings in der Variante des kretischen Dialektes gesprochen wird, in ländlichen Gebieten auch noch von der jüngsten Generation. Noch gibt es ältere Menschen, die nur den Dialekt sprechen, wohingegen die meisten nach den 1950er Jahren geborenen auch Standardgriechisch sprechen können.

Da die neugriechische Sprache nicht so stark in verschiedene Dialekte gespalten ist wie zum Beispiel die englische, deutsche oder italienische, stellt dies in Griechenland eine Besonderheit dar, die von Festlandsgriechen gerne auch karikierend aufgegriffen wird, oft mit Bezug auf die Schrulligkeit, Rückständigkeit oder Sturheit der Kreter. Manche lokalen kretischen Radiosender wie zum Beispiel „Erotokritos“ strahlen ihr Programm fast komplett auf Kretisch aus, in der Wiedergabe von Erzählungen oder in Gedichtbänden und Liederbüchern bemüht man sich, auch die Schreibweise soweit möglich dem Dialekt anzupassen.

Auch Ausländern ohne Griechischkenntnisse fällt der Dialekt durch den Austausch des „k“ vor „i“ oder „e“ durch ein italienisch klingendes „tsch“ leicht auf. Örtlich ist auch der Tausch des griechischen „L“-Lautes durch einen dem englischen „r“ ähnlichen Laut auffallend (oli (όλοι, „alle“) → ouri). Im häufigen weiblichen Personalpronomen tis („ihr“) und Wörtern mit ähnlicher Silbenstruktur tritt ein Lautwechsel zu tsi auf, was vor allem mit der vorangestellten Präposition se („in, nach, zu“) zur schwierigen Konsonantenverbindung stsi führt. Daneben enthält das Kretische auch viele Wörter, die im Hochgriechischen gar nicht auftauchen (z. B. epa statt edo für „hier“). Stellenweise weicht der kretische Dialekt auch grammatisch vom Standardgriechischen ab, so wird wesentlich häufiger das Augment in unbetonter Stellung beim Verb in den Vergangenheitstempora bewahrt (epígena statt pígena).

Schrieb noch der englische Forscher Thomas Abel Brimage Spratt in seinem Buch Travels and Researches in Crete 1865 davon, dass vor allem die weibliche Bevölkerung nur Kretisch, aber nicht Griechisch sprach, hat das Geschlechterverhältnis sich heute umgekehrt: Fast jede ältere Frau spricht aktiv Standardgriechisch, doch viele ältere Männer beherrschen es nur passiv.

Der kretische Dialekt ist stärker als das Standard-Neugriechische durch die archaische dorische Variante des Griechischen geprägt. Seine stärkste Ausprägung erfährt der Dialekt in der Sfakia, der ehemals abgeschiedenen Landschaft der Weißen Berge (Lefka Ori). Auch für griechische Muttersprachler ist der kretische Dialekt oft schwer bis gar nicht verständlich. Im Internet sind diverse griechische Webseiten mit Kretisch-Griechischen Wörterlisten zu finden, auch die oben erwähnte Reisebeschreibung von Spratt enthält im Anhang ein ausführliches Wörterbuch, welches den Sprachstand um die Mitte des 19. Jahrhunderts wiedergibt.

Illegaler Waffenbesitz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Waffenbesitz hat auf Kreta eine lange Tradition. Nach Schätzungen der griechischen Polizei gibt es in Griechenland 1,5 Millionen nicht angemeldete Schusswaffen, davon mehr als die Hälfte auf Kreta.[32][33][34][35] Sie stammen überwiegend aus der Zeit der deutschen Besatzung.[36] Die Sitte des Schießens in die Luft bei Hochzeiten und anderen Feierlichkeiten ist nach wie vor sehr verbreitet. Diese Freudenschüsse und Unfälle mit Schusswaffen fordern auf Kreta Jahr für Jahr mehrere Todesopfer.[37] Nachdem im Sommer 2004 ein Neunjähriger während einer Hochzeit versehentlich getroffen und schwer verletzt worden war, wurde eine Anti-Waffen-Bewegung ins Leben gerufen, die auch von prominenten Kretern wie Mikis Theodorakis unterstützt wurde.[38] Weiterhin wird jedoch häufig von Schießereien und Waffenfunden berichtet.[39][40]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Venezianischer Hafen von Rethymno
Karte von Kreta aus dem Jahr 1861

Kreta ist nachweislich etwa seit 6000 v. Chr. durchgängig besiedelt, die ältesten Spuren menschlicher Bewohner reichen jedoch mindestens 130.000 Jahre zurück, wie archäologische Funde an neun Stätten im Süden der Insel belegen.[41]

Ab dem dritten vorchristlichen Jahrtausend entstand auf der Insel mit der Minoischen Kultur die erste Hochkultur auf europäischem Boden.[42] Etwa um 1450 v. Chr. übernahm mit den Mykenern eine erste griechischsprachige Bevölkerung die Paläste ihrer Vorgänger. Durch den Zuzug weiterer griechischer Stämme, die in den folgenden Jahrhunderten auf Kreta siedelten, wurde die Sprache der Minoer allmählich verdrängt.

In klassischer Zeit lag Kreta am Rand des griechischen Kulturraums, es galt als „Insel der 100 Poleis“, war also in zahlreiche kleine Stadtstaaten zergliedert. Der in Stein gehauene Gesetzestext der damals mächtigen Polis Gortyn ist der einzige vollständig erhaltene Codex dieser Art der griechischen Antike. Zur Zeit des Hellenismus gewann Kreta wieder an strategischer Bedeutung. Die ab 67 v. Chr. herrschenden Römer verwalteten Kreta in der Provinz Creta et Cyrene von Gortyn aus zusammen mit der heute libyschen Küste der Kyrenaika.

Die von 395 bis 1204 währende byzantinische Epoche wurde zwischen 824 und 961 von der Eroberung Kretas durch Muslime unterbrochen, die das Emirat von Kreta gründeten. Die Insel fiel jedoch im 10. Jahrhundert an die Byzantiner zurück. Nach dem Vierten Kreuzzug und der Eroberung Konstantinopels fiel Kreta an die Republik Venedig, die die Insel als Regno di Candia von Iraklio aus verwaltete.

Ägyptisch-osmanisches Aquädukt

1645 bis 1648 eroberten die Türken fast die gesamte Insel und verleibten sie als Girit (osmanisch گريد) dem Osmanischen Reich ein, nur Candia hielt einer Belagerung bis 1669 stand. Zahlreiche Aufstände der Bevölkerung im 19. Jahrhundert gegen die osmanische Oberhoheit wurden blutig niedergeschlagen. Von 1830 bis 1840 stand Kreta formal unter der Verwaltung des Walis von Ägypten Muhammad Ali Pascha. 1898 erzwang die Intervention Frankreichs, Russlands und des Vereinigten Königreichs eine fast vollständige Autonomie Kretas unter der Oberhoheit der Hohen Pforte. Durch den Vertrag von London von 1913 wurde Kreta schließlich Teil des griechischen Staates, im Vertrag von Lausanne 1923 wurde ein umfassender Bevölkerungsaustausch vereinbart. Rund 50 000 Türken mussten die Insel verlassen, viele Griechen aus Kleinasien siedelten auf Kreta.

Im Verlauf des Zweiten Weltkriegs wurde die an strategisch wichtiger Position gelegene Insel Kreta im Mai 1941 im „Unternehmen Merkur“ von der deutschen Wehrmacht erobert und bis 1945 besetzt gehalten. Verschiedene Widerstandsbewegungen kämpften, unterstützt von britischen Agenten, gegen die deutsche Besatzungsherrschaft. Die Wehrmacht verübte in zahlreichen kretischen Orten Massaker und Geiselerschießungen.[43] Der Partisanenkrieg der politisch unterschiedlich positionierten Widerstandsbewegungen gegen die deutsche Besatzung ging ab 1946 fast nahtlos in den Griechischen Bürgerkrieg über.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kreta bildet zusammen mit den kleineren umliegenden Inseln eine der 13 Regionen (Ez. periféria περιφέρεια) Griechenlands. Die Region gliedert sich in vier Regionalbezirke, die den Gebieten der Präfekturen bis 2010 entsprechen.

Siehe: Kreta (griechische Region)

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Musik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Psarandonis und seine Tochter

Auf Kreta gibt es eine kritiki paradosiaki mousiki genannte eigene Richtung der griechischen Volksmusik. Vorherrschende Musikinstrumente sind die drei- oder viersaitige, birnenförmige Streichlaute Lyra, deren Melodien häufig von der Langhalslaute Laouto mit vier doppelchörigen Saiten begleitet werden. Das für die kretische Volksmusik charakteristische Ensemble mit diesen beiden Instrumenten heißt zygia.[44] In den Städten wird wie im ganzen Land die Langhalslaute Bouzouki gespielt. Gelegentlich kommen Violine, Mandoline und die griechische Sackpfeife Tsambouna hinzu.

Spieler kretischer Musik sind unter anderen Mikis Theodorakis, Psarandonis, sein Bruder Nikos Xylouris, Yannis Markopoulos und Ross Daly.[45]

Malerei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf Kreta finden sich die ältesten erhaltenen Pflanzenabbildungen aus dem 16. bis 14. Jahrhundert v. Chr. So als Teil einer Freskomalerei (Krokuswiese im minoischen Palast), einer Plastik (Mohnkapseln im Kopfschmuck der Mohngöttin von Gazi[46])[47] und eines Keramikdekors (Schnabelkanne mit Schilfdekor aus Phaistos im Florastil[48]).[49]

El Greco (* 1541 in Iraklio auf Kreta; † 1614 in Toledo; eigentlich Domínikos Theotokópoulos) war ein Maler griechischer Herkunft und Hauptmeister des spanischen Manierismus und der ausklingenden Renaissance. Er war auch als Bildhauer und Architekt tätig. Seine künstlerische Arbeit begann auf Kreta mit der Ausbildung zum Ikonenmaler in der byzantinischen Tradition.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mantinades[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mantinades (gr. Mandinades Μαντινάδες, Plural zu Mandinada) sind eine weit verbreitete traditionelle Lied- und Vortragsform auf Kreta. Die kretischen Mantinades sind byzantinische Fünfzehnsilber im lokal vorherrschenden Dialekt und werden von wechselnden Sängern als Sprechgesang vorgetragen. Die Reimpaare enden meistens mit End- oder Kreuzreimformen oder werden benutzt, um auf einen zuvor vorgetragenen Reim zu antworten. Neben einer großen Anzahl feststehender und bekannter Strophen werden von den Sängern abgewandelte oder ganz improvisierte Strophen eingeschoben, was im Wechselspiel der verschiedenen Vortragenden zu einer Art Wettbewerb werden kann. Die Menge an notierten Reimen ist groß, die Themen Liebe, Hoffnung, Trauer, Exil, Krieg und Blutrache bilden dabei meistens die Schwerpunkte. Die traditionellen Mantinades werden zum größten Teil von dem kretischen Instrument, der Lyra begleitet.

Die Ursprünge der kretischen Mantinades liegen im 15. Jahrhundert, als Kreta von Venedig besetzt war. Die kretische Kultur war damals von europäischen Dichtern und Denkern stark beeinflusst. Der griechische Dichter Vitsentzos Kornaros und sein Werk Erotokritos waren maßgeblich an der Entstehung der Mantinades beteiligt. Aber auch schon in der Antike waren Reime und Lyrik Bestandteil der kretischen Kultur. So verkündete der kretische Philosoph und Seher Epimenides seine Prophezeiungen stets in gereimten Versen, genauso wie Iophon von Knossos, der seine seherischen Fähigkeiten im Orakel von Amphiaraos mit Hilfe von Reimen zum Ausdruck brachte. In Kreta wurde der Reim zuerst von Stéphanos Sachlíkis im 14. Jahrhundert verwendet.

Mantinades werden nicht ausschließlich auf Kreta vorgetragen. Auf den griechischen Inseln Kasos und Karpathos gibt es ähnliche Reimlieder, die auch Mantinades genannt werden. Auf verschiedenen der ionischen und ägäischen Inseln findet man ähnliche Formen des musikalischen Vortrags. Auch auf Zypern existieren sie unter dem Namen Tsatista. Da in früheren Jahrhunderten die wenigsten Mantinades schriftlich notiert wurden, wurde im kretischen Dorf Korfes ein Haus der Mantinades eröffnet, in dem alle Bestandteile dieser Musikkultur besichtigt werden können.

Auf der Grundlage von volkstümlichen Liedern und Erzählungen schuf Vitsentzos Kornaros um 1610 den aus 10.000 gereimten Fünfzehnsilbern aufgebauten Liebesroman Erotokritos von hoher poetischer Qualität.

Theater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im späten 16. und 17. Jahrhundert entwickelte sich auf Kreta eine reiche und populäre Theaterkultur, wobei die Stoffe aus Italien entlehnt wurden. Hauptvertreter ist Georgios Chortatzis.[50]

Historische Stätten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirche des Klosters Arkadi
Palast von Knossos
Phaistos (Festos)
Spinalonga

Zu den historischen Stätten Kretas zählen:

Im Zusammenhang mit der Luftlandeschlacht um Kreta im Zweiten Weltkrieg (Unternehmen Merkur) steht der Deutsche Soldatenfriedhof Maleme.

Naturschauplätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Askifou-Hochebene, Westkreta
Strand bei Elafonisi
Palmenstrand von Preveli
Blick von der Gramvousa-Halbinsel im Nordwesten Kretas

Gewässer:

Hochebenen von:

Strände und Buchten:

Schluchten:

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ölbaum und Ziegen
Hafen von Sitia, Ostkreta

Hauptwirtschaftszweig ist der Tourismus. Im Vergleich mit dem Bruttoinlandsprodukt der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht Kreta einen Index von 81,5 (EU-25: 100) (2003).[51]

Landwirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Landwirtschaftlich wird die Insel vor allem für Wein-, Oliven- und Obstanbau genutzt. Ein großer Teil des kretischen Weinbaus dient der Produktion von Rosinen. Die wenigen Ebenen Kretas im Südosten, die Lasithi-Hochebene sowie die Messara-Ebene sind von zahlreichen Treibhauskulturen geprägt, in denen Gemüse und Salate sowohl für den Eigenbedarf als auch für den Export angebaut werden.

Die Insel gehört zu den größten Olivenölexporteuren der Europäischen Union, Ende der 1990er Jahre wuchsen auf 44 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche rund 16 Millionen Ölbäume. Bei Kavousi in Nordostkreta steht einer der ältesten Olivenbäume der Welt. Aus seinen Ästen wurden die Olivenzweige geschnitten, die während der Olympischen Spiele 2004 in Athen den Sportlern aufgesetzt wurden.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Europastraße 75 mit Brücken- und Tunnelbauwerk nahe Malia

Kreta verfügt über drei Flughäfen in den Städten Iraklio (Heraklion), Chania und Sitia.

Fährverbindungen gibt es nach Piräus (Athen), ganzjährig auch nach Thessaloniki, Santorin, Karpathos, Rhodos oder zur Saison auch von Kissamos nach Gythio auf dem Peloponnes. Schiffe verkehren an der Südküste von Chora Sfakion nach Agia Roumeli am Ausgang der Samaria-Schlucht. In der Touristensaison (ca. April bis Oktober) gibt es fast tägliche Verbindungen auf die südlichste Insel Europas, die kleine bewohnte Insel Gavdos.

Eine Eisenbahnlinie gibt es auf Kreta nicht. Wichtigstes öffentliches Verkehrsmittel ist der Busverkehr der Genossenschaft KTEL.

Die Schnellstraße 90 (Europastraße 75) wird etappenweise zur Autobahn 90 ausgebaut. Fertiggestellt sind bisher die Umgehungen von Chania, Rethymno und Iraklio. Nebenstraßen, die noch in aktuellen Reiseführern als Schotterpisten beschrieben werden, sind asphaltiert, so zum Beispiel die Ost-West-Verbindung durch die Asfendou-Ebene von Asi Gonia bis Imbros. Der bis dahin benachteiligte Süden Kretas profitierte von dem Ausbau.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kreta besitzt zwei Universitäten: die Universität Kreta und die Technische Universität Kreta sowie einige Hochschulen. Zu den Hochschulen gehören: das staatliche Technological Educational Institute of Crete (TEI CRETE) sowie das private MBS College of Crete.[52]

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kazantzakis’ Grab in Iraklio

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Theocharis E. Detorakis: Geschichte von Kreta. Heraklion 1997, ISBN 960-90199-4-3. Umfangreiche historische Darstellung bis zum Ende der kretischen Autonomie. Ein kleines Schlusskapitel reicht bis zur deutschen Besatzung.
  • J. Lesley Fitton: The Minoans. British Museum Press, London 2002, ISBN 978-0-7141-2140-6 (Peoples of the past). Deutsch: Die Minoer. Theiss, Stuttgart 2004, ISBN 3-8062-1862-5. Themen: Alltag, Landwirtschaft, Architektur, Religion, Wirtschaft und Gesellschaft Kretas im Zeitraum ca. 3000–1200 v. Chr.
  • David Holton (Hrsg.): Literature and Society in Renaissance Crete. Cambridge University Press, Cambridge 1991.

Zur deutschen Besatzungszeit 1941–1945

  • Ulrich Kadelbach: Schatten ohne Mann. 2. Auflage. Balistier, Mähringen 2002, ISBN 3-9806168-5-1, (Sedones 5).
  • Karina Raeck: Αντάρτης. Μνημείο για την Ειρήνη. Andartis. Monument für den Frieden. 2. korrigierte Auflage. Βιβλιοεκδοτική, Athen 2005, ISBN 3-9804575-2-4 (griechisch und deutsch).
  • Marlen von Xylander: Die deutsche Besatzungsherrschaft auf Kreta 1941–1945. Rombach, Freiburg 1989, 153 S., ISBN 3-7930-0192-X

Historische Reiseberichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reiseführer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Eberhard Fohrer: Kreta. 23. Auflage. Michael Müller, Erlangen 2023, ISBN 978-3-96685-155-8.
  • Rolf Goetz: Kreta - Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen. 7. Auflage. Bergverlag Rother, München 2023, ISBN 978-3-7633-4677-6
  • Dagmar Lange, Monika Wächter: Reiseführer Natur Kreta. BLV, München 1999, ISBN 3-405-15524-X.
  • Ulrich Kull, Stergos Diamantoglou: Kreta. Sammlung Geologischer Führer Bd. 107. Verlag Gebr. Borntraeger Stuttgart, 2012. ISBN 978-3-443-15095-2

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Kreta – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Kreta – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikivoyage: Kreta – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Charles Arnold (Hrsg.): Die Inseln des Mittelmeers. Ein einzigartiger und vollständiger Überblick. 2. Auflage. marebuchverlag, Hamburg 2008, ISBN 978-3-86648-096-4.
  2. Zensus Elstat 2021. Veröffentlicht am 17. März 2023
  3. Zur Bezeichnung zu venezianischer Zeit und zur Benennung nach dem Hauptort, jedoch nicht zur arabischen Wortherkunft, cf. Marcantonio Sabellico: Dell’Historia Venitiana Libri XXXIII, volkssprachlich Venedig 1668, IX. Buch, S. 117.
  4. Fritz Gschnitzer: Elis-Eleia und Verwandtes. Zur Bildung griechischer Länder- und Völkernamen. In: Kleine Schriften zum griechischen und römischen Altertum, Stuttgart 2001, ISBN 3-515-07805-3, S. 90.
  5. Odyssee, Buch 19 Vers 176 (online)
  6. Wilhelm Vollmer: Dr. Vollmers Wörterbuch der Mythologie aller Völker, Dritte Edition, Stuttgart 1874, Reprint Leipzig 1990, ISBN 3-921695-13-9
  7. Harry Thurston Peck: Harpers Dictionary of Classical Antiquities. Harper and Brothers, New York 1898 (online).
  8. Die Geologie Griechenlands unter besonderer berücksichtigung de. In: www.amleto.de. Abgerufen am 24. September 2015.
  9. World Atlas of Resources and Environment (Memento vom 31. August 2009 im Internet Archive), Verlag Ed. Hölzel 1998
  10. Jolivet et al.: Aegean tectonics: Strain localisation, slab tearing and trench retreat. In: Tectonophysics. Band 597-598, SI. Elsevier, 12. Juni 2013, S. 33.
  11. Griechenland – ein Geburtsland der Vulkanologie. In: volcanodiscovery.com. Abgerufen am 20. Januar 2015.
  12. Dies und das Folgende nach Nikos Mourtzas, Eleni Kolaiti, Marco Anzidei: Vertical land movements and sea level changes along the coast of Crete (Greece) since Late Holocene, in: Quaternary International, online seit 29. Oktober 2015.
  13. a b c d Kreta. In: www.boarding-time.de. Abgerufen am 12. April 2020.
  14. a b Wunderschönes Kreta. In: WDR Fernsehen. Archiviert vom Original am 25. Januar 2005; abgerufen am 7. Februar 2009.
  15. Naturkatastrophen Liste. Vulkanausbrüche, Naturkatastrophen, Überschwemmungen, Erdbeben, Sturmfluten auf der ganzen Welt. In: anabell.de. Archiviert vom Original am 29. Januar 2009; abgerufen am 7. Februar 2009.
  16. Erdbeben erschüttert Ferieninsel Kreta. In: Wetterspiegel.de. 14. September 2001, archiviert vom Original am 12. September 2004; abgerufen am 7. Februar 2009.
  17. Urlaubsschock: Kreta bebt. In: abendblatt.de. Hamburger Abendblatt, 23. Mai 2002, archiviert vom Original am 2. August 2012; abgerufen am 7. Februar 2009.
  18. Mittleres Erdbeben erschüttert Kreta (Memento vom 25. Mai 2014 im Internet Archive)
  19. Erdbeben auf Kreta. In: abendblatt.de. Hamburger Abendblatt, 20. August 2002, archiviert vom Original am 18. Juli 2012; abgerufen am 7. Februar 2009.
  20. Erdbeben erschüttert griechische Inselwelt. In: scinexx. 7. Februar 2004, archiviert vom Original am 12. Januar 2012; abgerufen am 7. Februar 2009.
  21. Kreta von Erdbeben erschüttert. In: scinexx. 4. November 2004, archiviert vom Original am 15. Juni 2008; abgerufen am 7. Februar 2009.
  22. Magnitude 6.7 Southern Greece. USGS, 8. Januar 2006, archiviert vom Original am 18. Juli 2012; abgerufen am 9. März 2010.
  23. Erdbeben: Griechen kommen mit Schrecken davon. In: stern.de. 8. Januar 2006, abgerufen am 7. Februar 2009.
  24. Erdbeben erschüttert Mittelmeerinsel Kreta. In: tagesspiegel.de. 12. Oktober 2013, abgerufen am 20. Januar 2015.
  25. Poster zu den Erdbeben 2015. In: GFZ Helmholtz-Zentrum Potsdam. Abgerufen am 19. Januar 2019.
  26. M 4.9 – 11 km NW of Gazion, Greece. In: USGS.gov. Abgerufen am 12. Oktober 2019 (englisch).
  27. Strong mag. 5.8 earthquake – 24 km southeast of Heraklion, Crete, Greece, on Monday, Sep 27, 2021 9:17 am (GMT +3). Volcano Discovery, 29. September 2021;.
  28. Very strong mag. 6.3 earthquake – Eastern Mediterranean, Greece, on Tuesday, Oct 12, 2021 11:24 am (GMT +2). Volcano Discovery, 12. Oktober 2021;.
  29. Angelos Chaniotis (2004): Das antike Kreta. C.H. Beck, München, [3. Auflage, 2020], ISBN 978-3-406-74326-9, S. 12–14.
  30. J. Hantz: Distribution of Oxalis pes-caprae L. in the East Mediterranean region. In: Annales Musei Goulandris Bd. 7, 1986, S. 49–56.
  31. Alexandra van der Geer, George Lyras, John de Vos und Michael Dermitzakis: Evolution of island mammals. Adaption and extinction of placental mammals on islands. Oxford 2010 (hier S. 43–61), ISBN 978-1-4051-9009-1, (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)
  32. Kölner Stadtanzeiger vom 10. September 2005: „Das Teufelsdreieck von Kreta“
  33. Kreta-Umweltinfo Merkblatt Nr. 180-06 (2006) Naturwissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft Obertshausen-Mosbach (PDF; 224 kB)
  34. Nach Peter Squires soll mindestens die Hälfte aller Haushalte in Kreta illegale Waffen besitzen: Gun Culture or Gun Control? Firearms and Violence: Safety and Society, London 2000, S. 137.
  35. Andere Beobachter schätzen, dass es mehr als eine Million Waffen auf der Insel gibt, vgl. Victoria Kyriakopoulos: Kreta, 2009, ISBN 3-8297-1607-9, S. 48.
  36. Waffen auf Kreta radio-kreta.de, 19. April 2012
  37. EKEO (Griechisches Zentrum für Waffenkontrolle: Waffen und Vendettas auf Kreta) (griechisch)
  38. Aufruf von Mikis Theodorakis vom 26. November 2004: „Kreuzzug gegen Schußwaffen auf Kreta“ (Memento vom 20. Januar 2015 im Internet Archive)
  39. Die Presse vom 4. September 2008: „Traditionelle Schießerei – Festnahmen auf Kreta“
  40. inews.gr vom 29. März 2013: “Waffen und Munition für jeden Geschmack” (griechisch)
  41. Ancient Hominids Took to the Seas in: Discovery News, 11. Januar 2010.
  42. Insel Kreta – Neues & Geschichtliches. Abgerufen am 17. April 2017.
  43. Marlen von Xylander: Die deutsche Besatzungsherrschaft auf Kreta 1941–1945. Freiburg 1989, ISBN 3-7930-0192-X, passim.
  44. The art of cretan zygia – music village 2007. Youtube-Video
  45. Arn Strohmeyer: Die Lyra singt, tanzt und lacht: Vom Zauber kretischer Musik. Balistier, 2013, ISBN 978-3-937108-30-8.
  46. Costis Davaras: Knossos und das Museum von Herakleion. Athen 1986, S. 89.
  47. Franz-Christian Czygan: Arzneipflanzengärten – Objekte der Kunst. In: Zeitschrift für Phytotherapie. Bd. 11, 1990, S. 185–194, hier: S. 186 f.
  48. Costis Davaras (1986), S. 78.
  49. Christina Becela-Deller: Ruta graveolens L. Eine Heilpflanze in kunst- und kulturhistorischer Bedeutung. (Mathematisch-naturwissenschaftliche Dissertation Würzburg 1994) Königshausen & Neumann, Würzburg 1998 (= Würzburger medizinhistorische Forschungen. Bd. 65). ISBN 3-8260-1667-X, S. 142.
  50. Ulrich Moennig: Die neugriechische Literatur. In: Kindlers neues Literatur-Lexikon. Bd. 19, München 1996, S. 972.
  51. (Eurostat News Release 63/2006: Regional GDP per inhabitant in the EU 25 (Memento vom 12. März 2007 im Internet Archive))
  52. Universitäten & Hochschulen auf Kreta. In: www.kreta-reise.guru. Abgerufen am 19. Oktober 2016.