Mutzig

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Mutzig
Mutzig (Frankreich)
Mutzig (Frankreich)
Staat Frankreich
Region Grand Est
Département (Nr.) Bas-Rhin (67)
Arrondissement Molsheim
Kanton Mutzig
Gemeindeverband Région de Molsheim-Mutzig
Koordinaten 48° 32′ N, 7° 27′ OKoordinaten: 48° 32′ N, 7° 27′ O
Höhe 180–397 m
Fläche 8,01 km²
Einwohner 6.094 (1. Januar 2021)
Bevölkerungsdichte 761 Einw./km²
Postleitzahl 67190
INSEE-Code
Website mairie-mutzig.fr

Mutzig (deutsch auch Mützig) ist eine französische Gemeinde mit 6094 Einwohnern (Stand 1. Januar 2021) auf einer Fläche von 8,01 km². Sie liegt im Département Bas-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Die Gemeinde ist Mitglied der Communauté de communes de la Région de Molsheim-Mutzig.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Mutzig liegt an der Bruche, die hier aus den Vogesen in die Oberrheinebene eintritt. Zu Mutzig gehört auch das Dorf Hermolsheim. Die Entfernung zum östlich gelegenen Straßburg beträgt 30 km.

Nachbargemeinden sind Molsheim, Dorlisheim, Rosenwiller, Gresswiller, Dinsheim-sur-Bruche, Dangolsheim und Soultz-les-Bains.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mutzig wurde im 13. Jahrhundert durch König Rudolf von Habsburg gegründet. 1308 kam es an den Bischof von Straßburg. Im Jahr 1444 widerstand die Stadt den Armagnacs. 1454 wurde sie durch Herzog Ludwig I. von Pfalz-Zweibrücken eingenommen und später wieder durch die Straßburger befreit.

Nachdem Frankreich das Elsass 1871 wieder an Deutschland abtreten musste, betrachtete das deutsche Militär Mutzig als wichtige Position um einen etwaigen französischen Angriff auf Molsheim und Straßburg zu behindern. Zwischen 1893 und 1916 wurde dazu die Feste Kaiser Wilhelm II. erbaut.[1] Am 18. August 1914 gegen 16:00 Uhr eröffnete die Mutziger Festung das Feuer gegen französische Stoßtruppen, die bis ins Breuschtal vorgerückt waren. Insgesamt wurden 291 Schüsse abgefeuert. Die Franzosen erhielten Befehl zum Rückzug, das Elsass blieb dadurch außerhalb der Kampfgebiete.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mutzig hatte früher eine der größten Brauereien des Elsass, die Brasserie Mutzig. Die Gemeinde war einst Standort einer deutschen Garnison mit 6500 Soldaten. Sie beherbergte später eine französische Garnison mit ca. 1000 Soldaten.

Wappenbild am Stadttor von Mutzig

Demographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bevölkerungszahlen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs
Jahr Einwohner Anmerkungen
1780 kleine Stadt mit sehr zahlreicher Judenschaft[2]
1821 3122 meist katholische Einwohner, wenige Protestanten und 400 Juden[3]
1846 3868 [4]
1872 2822 am 1. Dezember, in 592 Häusern[5]
1880 2658 am 1. Dezember, einschließlich Militär, auf einer Fläche von 842 ha, in 481 Häusern, davon 2402 Katholiken, 101 Protestanten und 154 Juden[6]
1890 2518 [4]
1905 3435 mit der Garnison (ein Infanteriebataillon Nr. 143), meist katholische Einwohner[7][4]
1910 3262 [8][9][4]
Anzahl Einwohner seit Mitte des 20. Jahrhunderts
Jahr 1962 1968 1975 1982 1990 1999 2006 2017
Einwohner 3087 3703 3891 4174 4552 5584 5898 6011

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Wappen von Mutzig zeigt den Heiligen Mauritius in Ritterrüstung mit Schild und Lanze und drei Raben. Auch ist er der Kirchenheilige von Mutzig.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Das Untere Tor (Porte de Strasbourg) mit einer Darstellung des heiligen Mauritius vom Ende des 14. Jahrhunderts ist der letzte Rest der mittelalterlichen Befestigung und steht als Monument historique unter Denkmalschutz.
  • Das Rathaus, als Hôtel de ville oder auch Mairie bezeichnet, 1746 erbaut, ist ein klassizistisches Gebäude mit zwiebelförmigen Glockenturm; in diesem befindet sich eine Uhr mit Jakobinerkopf und phrygischer Mütze über dem Zifferblatt; beim Stundenschlag streckt er Zunge raus und wackelt mit den Ohren. In Mutzig nennt man diese Holzfigur auch 'Rothüssmann'.
  • Der Brunnenplatz, Place de Fontaine. Ursprünglich war der Platz mit einem Renaissancebrunnen (1667) verziert. Der Säulenschaft ist reichlich mit pflanzlichen Motiven geschmückt und ist eine Kopie. Das Original wird im Stadtmuseum aufbewahrt.
  • Die Kirche St. Mauritius. Der Turm des imposanten neugotischen Gebäudes (1879) ist 72 Meter hoch, der höchste Kirchturm im Bruche-Tal. Die aufwendige neugotische Ausstattung des Innenraums ist denkmalgeschützt (Monument historique).
  • Die Synagoge in Mutzig von 1787 ist die älteste in ihrer gesamten Bausubstanz erhaltene Synagoge des Elsass. Daneben befand sich das jüdische Schulhaus, das 1922 geschlossen wurde.
  • Der Dôme de Mutzig, neue Veranstaltungshalle von Mutzig, max. 1.000 Plätze.
  • Schloss der Rohans
    Das Château des Rohans ist ein Barockschloss aus dem 17. Jahrhundert, das an der Stelle eines im Dreißigjährigen Krieg von den Schweden zerstörten Vorgängerbaus aus dem 13. Jahrhundert errichtet wurde. Weniger bekannt als seine Nachbarn, das Rohan-Schloss in Saverne und das Palais Rohan in Straßburg, diente es 86 Jahre (1704–1790) den vier Fürstbischöfen und späteren Kardinälen der Familie Rohan. Das Schloss wurde ursprünglich als Residenz des Bischofs Franz Egon von Fürstenberg erbaut und 1673 bezogen. Nach der Französischen Revolution wurde das Schloss geplündert, enteignet und 1799 von den Gebrüdern Coulaux erstanden. Vom 20. April 1801 bis 1870 (Deutsch-Französischer Krieg) diente das Schloss als Waffenmanufaktur. Hier wurden die berühmten Chassepot-Gewehre hergestellt. Heute beherbergt das Schloss das städtische Museum (mit einer großen Gewehrsammlung) und verschiedene kulturelle Einrichtungen.
  • Auf dem nördlichen Berg in der unmittelbaren Umgebung von Mutzig errichtete das Preußische Kriegsministerium von 1893 bis 1916 die damals mit 254 ha größte Festung mit dem Namen Feste Kaiser Wilhelm II. (heute: Fort de Mutzig). Mit ihr wurden neue technische Lösungen eingeführt: Beton, Panzertürme und Elektrizität.
Die Festung bot etwa 6500 Mann Platz in ca. 40.000 m² bombensicherer Werke. Teile der Anlage können besichtigt werden. Genauere Informationen siehe Die Festung heute.
  • Nördlich von Mutzig verlief die Maginot-Linie, deren Befestigungen im November 1944 von der 45. Infanterie-Division der US-Armee nach wenig Widerstand der deutschen Wehrmacht eingenommen und überschritten wurden. Teile dieser Anlagen sind zu besichtigen.

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemalige Brasserie Mutzig

Bekannt ist Mutzig in Westeuropa vor allem durch die 1810 von Antoine Wagner gegründete Mützig-Brauerei, die hauptsächlich helle Biere herstellte. 1969 wurde die Brauerei Teil der Albra-Gruppe (L’Alsacienne de Brasserie) und mit dieser 1972 von Heineken übernommen, 1980 in Heineken France S.A. umbenannt. 1989 wurde der Standort geschlossen; die jährliche Produktion lag zuletzt bei rund 600.000 hl. In Schiltigheim wird weiter ein Bier unter der Marke Mutzig gebraut. Das historische Brauereigebäude der Mützig-Brauerei wurde in ein Apartmenthotel umgebaut.

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mutzig liegt an der Bahnstrecke Strasbourg–Saint-Dié und wird von TER-Zügen bedient.

Garnison[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mutzig war und ist ein Standort der französischen Armee. Die heutigen Kasernen Moussy und Clerc stammen in ihrem Ursprung noch aus der deutschen Kaiserzeit von 1898. Auf einem nicht öffentlich zugänglichen Gelände ist zurzeit das 44e Régiment de Transmissions (44. Fernmeldeaufklärungsregiment) beheimatet. Es gehört zur Brigade de Renseignement (Aufklärungsbrigade) in Haguenau.

Sport[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Fußballclub AS Mutzig spielt im Stade Municipal Roger Leissner.

Partnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit 1990 ist die Gemeinde Freisen im Saarland Partnergemeinde von Mutzig, 2011 kam Almeida in Portugal als weitere Partnergemeinde hinzu.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Mutzig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die Feste > Historische Einleitung fort-mutzig.eu.
  2. Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten. Basel 1782, S. 194–195 (books.google.de).
  3. Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Zweiter Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 359, Ziffer 12 (books.google.de).
  4. a b c d Michael Rademacher: Landkreis Molsheim, Elsaß-Lothringen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  5. C. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten. Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 39 (books.google.de) und S. 78 (books.google.de).
  6. Statistisches Büreau des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen: Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. C. F. Schmidts Universitäts-Buchhandlung Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 18, Ziffer 223 (google.de).
  7. Mutzig. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 14: Mittewald–Ohmgeld. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1908, S. 336 (Digitalisat. zeno.org).
  8. Mutzig, Kreis Molsheim, Elsass-Lothringen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Mutzig (meyersgaz.org).
  9. Landkreis Molsheim – gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)