Ottersheim bei Landau

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Wappen Deutschlandkarte
Ottersheim bei Landau
Deutschlandkarte, Position der Ortsgemeinde Ottersheim bei Landau hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 11′ N, 8° 14′ OKoordinaten: 49° 11′ N, 8° 14′ O
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Germersheim
Verbandsgemeinde: Bellheim
Höhe: 124 m ü. NHN
Fläche: 7,89 km2
Einwohner: 1860 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 236 Einwohner je km2
Postleitzahl: 76879
Vorwahl: 06348
Kfz-Kennzeichen: GER
Gemeindeschlüssel: 07 3 34 023
Adresse der Verbandsverwaltung: Schubertstraße 18
76756 Bellheim
Website: www.bellheim.de
Ortsbürgermeister: Gerald Job
Lage der Ortsgemeinde Ottersheim bei Landau im Landkreis Germersheim
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Karte

Ottersheim bei Landau ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Germersheim in Rheinland-Pfalz. Sie gehört der Verbandsgemeinde Bellheim an.

Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Ort liegt zwischen Germersheim und Landau in der Pfalz im Queichtal. Zu Ottersheim gehören auch die Wohnplätze Eichenhof, Gärtnerhof, Marienhof und Rosenhof.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Ottersheimer Gemarkung wurden ein Steinbeil aus der jüngeren Steinzeit und verschiedene Gegenstände aus der Römerzeit gefunden. Der heutige Ort Ottersheim wurde während der Fränkischen Landnahme um das Jahr 500 gegründet, als dem Krieger Udomar und seiner Sippe das heutige Gemarkungsgebiet zugeteilt worden sein soll. Der Ort wurde nach heutiger Kenntnis erstmals 768 im Lorscher Codex als Udomarsheimer marca (Ottersheimer Gemarkung) urkundlich erwähnt.[3] Über Hudamareshaim, Hoteresheim, Othersheim hat sich dann bis zum Jahre 1318 der bis heute gültige Name gebildet.[4]:20 ff.

1618 bis 1619 wurde die heutige Kirche an der Stelle eines baufälligen Gotteshauses errichtet. Zur Zeit der Erbauung waren die Dorfbewohner reformierten Glaubens, was sich aber 1626 nach dem Erlangen der Kurwürde durch Maximilian von Bayern im Dreißigjährigen Krieg und 1650 mit der Umsetzung der Verpflichtung der Wiederherstellung der alten kirchlichen Verhältnisse als Bestandteil des Westfälischen Friedens jeweils änderte. Nach der Besetzung der Orte südlich der Queich durch Ludwig XIV. 1680 nahmen die Ottersheimer nach und nach wieder den katholischen Glauben an und die Kirche wurde 1697 ausschließlich und bis heute endgültig den Katholiken zugesprochen.[4]:156 ff.

In der Zeit der Weimarer Republik schlug sich die katholische Prägung des Ortes in den Reichstagswahlen nieder, bei denen stets das Zentrum bzw. die Bayerische Volkspartei als Schwesterpartei die Mehrheit hatte. Bei den letzten in Wahlvorgang und Auszählung freien Wahlen im März 1933 nach der Machtergreifung Adolf Hitlers hatte die NSDAP einen vergleichsweise geringen Stimmenanteil von 28,7 %[4]:129 (Wahlkreis Pfalz: 46,5 %[5], Deutsches Reich: 43,9 %[6]).

79 Ottersheimer Männer starben als Soldaten im Zweiten Weltkrieg.[4]:140 f. Das Dorf selbst überstand den Krieg weitestgehend unbeschadet: Es gab keinen Bombenangriff auf den Ort.[4]:138

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wenn nicht gesondert aufgeführt, ist die Quelle der Daten das Statistische Landesamt Rheinland-Pfalz.[7]

Jahr Einwohner
[8] 1802 644
1815 927
1835 986
[8] 1849 1068
[8] 1861 974
[9] 1871 975
1905 1029
Jahr Einwohner
1939 1177
1950 1240
1965 1273
1970 1351
1975 1370
1980 1406
1985 1488
Jahr Einwohner
1990 1613
1995 1784
2000 1851
2005 1848
2010 1809
2013 1839
2015 1844

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rathaus vor der katholischen Pfarrkirche St. Martin

Im Jahre 2012 gehörten 68,2 Prozent der Einwohner der katholischen Kirchen und 18,7 Prozent einer evangelischen Kirche an.[10] Im Jahr 1871 waren von den 975 Einwohnern 804 als katholisch (82 Prozent), 169 als evangelisch (17 Prozent) und zwei als jüdisch registriert.[9]

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat in Ottersheim besteht aus 16 Ratsmitgliedern, die bei der Kommunalwahl am 26. Mai 2019 in einer personalisierten Verhältniswahl gewählt wurden, und dem ehrenamtlichen Ortsbürgermeister Gerald Job als Vorsitzendem.

Sitzverteilung:[11]
Wahl SPD CDU FWG Kreiner FWG Job Gesamt
2019 2 2 5 7 16 Sitze
2014 2 6 8 16 Sitze
2009 2 5 9 16 Sitze
2004 2 7 7 16 Sitze

Ortsbürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Amtszeit Name Partei
1974–1979 Hugo Müller CDU
1979–2004 Helmut Stadel FWG
seit 2004 Gerald Job FWG Job

Gerald Job wurde bei der Direktwahl am 26. Mai 2019 mit einem Stimmenanteil von 67,22 % für weitere fünf Jahre in seinem Amt bestätigt.[12]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Banner, Wappen und Hissflagge
Blasonierung: „Geteilt und oben gespalten, oben rechts von Silber und Blau gerautet, oben links in Rot zwei silberne Balken, belegt mit einer schwarzen Armbrust, unten in Gold ein mit einem knopfartigen Zapfen am unteren Ring versehener schwarzer Ring, in dessen Mitte ein sechsstrahliger roter Stern schwebt.“[13]
Wappenbegründung: Die Rauten symbolisieren die ehemalige Zugehörigkeit zur Kurpfalz, die Farben Silber und Rot stehen für die Herren von Ochsenstein, die im 14. und 15. Jahrhundert die Lehnsherrschaft ausübten und die Armbrust entstammt dem Kloster Eußerthal, das seit 1311 Patronsherr war. Der Ring geht zurück auf das örtliche Gerichtssiegel aus dem Jahr 1746.

Es wurde 1954 vom Mainzer Innenministerium genehmigt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde Ottersheim hat im Jahr 2011 sowohl den Kreis-, Gebiets- und den Landesentscheid beim Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft gewonnen und ist damit der rheinland-pfälzische Landessieger 2011.[14]

Die Lange Straße in Ottersheim, ein wesentlicher Bestandteil des Ortskerns, wurde 2014 in der Reihe „Hierzuland“ im SWR-Fernsehen porträtiert.[15]

Wiesenbewässerung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Jahrhunderte wurden im Queichtal die Wiesen bewässert. In den 70er/80er Jahren ging diese traditionelle Bewässerung durch die geringere Bedeutung für die Landwirtschaft zunehmend auch im Queichtal verloren. Lediglich die Gemeinden Ottersheim und Offenbach hielten an der traditionellen Bewässerung fest. Im Jahr 1996 fanden sich Landwirte, Naturschützer und Kommunen in der IG Queichwiesen mit dem Ziel zusammen, die Wiesenbewässerung zu erhalten und zu reaktivieren. Die Gemeinde Ottersheim übernahm die Federführung. Zwischenzeitlich werden wieder 450 ha Wiesen bewässert. Seit 2018 ist die „Wiesenbewässerung in den Queichwiesen zwischen Landau und Germersheim“ in Deutschland als Immaterielles Kulturerbe anerkannt. Und als Folge einer gemeinsamen Bewerbung mit ähnlichen Initiativen in sieben europäischen Staaten hat die UNESCO im Dezember 2023 die „Traditionelle Bewässerung in Europa“ zum „Immateriellen Kulturerbe der Menschheit“ erklärt.[16][17][18]

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wirtschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Ottersheim wird Weinbau betrieben und ist als solches Teil des Weinanbaugebiets Pfalz. Vor Ort befindet sich die Einzellage Kahlenberg.[19] Diese gehört zur Großlage Trappenberg im Bereich Südliche Weinstraße.[20]

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch den Ort führt die L509, die von Landau in der Pfalz im Westen bis zur Bundesstraße 9 verläuft. Anschluss an die Bundesstraße 9, die von Karlsruhe nach Speyer führt, besteht im Osten der Gemeinde bei Bellheim. Im Westen besteht bei Landau in der Pfalz Anschluss an die Bundesautobahn 65, die von Karlsruhe über Neustadt an der Weinstraße nach Ludwigshafen am Rhein führt.
Ottersheim gehört zum Verkehrsverbund Rhein-Neckar und wird von den Buslinien 550, 559 und 552 bedient.[21] Die nächsten Bahnhöfe für den Regionalverkehr sind Bellheim (Linie Germersheim-Karlsruhe), Germersheim (Richtung Karlsruhe, Ludwigshafen/Mannheim/Heidelberg und Bruchsal) und Landau in der Pfalz (Richtung Karlsruhe, Neustadt an der Weinstraße inklusive Anschluss nach Kaiserslautern und Ludwigshafen/Mannheim oder Pirmasens).[22] Die nächsten Fernverkehrsbahnhöfe sind Neustadt an der Weinstraße, Karlsruhe und Mannheim.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehrenbürger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1968: Friedrich Steegmüller (* 13. März 1910, † 30. Dezember 2002), Leitender Regierungsdirektor, Ortschronist[23]:144 f.
  • 2004, 31. August: Berthold Feldmann (* 15. Dezember 1932), Schulleiter[23]:146 f.

In Ottersheim bei Landau geboren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Fritz Steegmüller: Ottersheim. Im Landkreis Germersheim. Ein Heimatbuch zur 1200–Jahrfeier des Dorfes im Jahre 1968. Kraemer, Landau 1968. Online.
  • Fritz Steegmüller: Ottersheim by Landau – A Home Town History. übersetzt von Stephen Hank, Amazon Leipzig, 2013. ISBN 1-4793-7428-8
  • Berthold Feldmann: Daheim in Ottersheim – Geschichte & Geschichten. Odenwald, Bellheim 2000. ISBN 3-929893-10-X.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Ottersheim bei Landau – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz – Bevölkerungsstand 2022, Kreise, Gemeinden, Verbandsgemeinden (Hilfe dazu).
  2. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Amtliches Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile. Stand: Februar 2022. S. 140 (PDF; 3,3 MB).
  3. Karl Josef Minst [Übers.]: Lorscher Codex (Band 4), Urkunde 2090, 12. August 768 – Reg. 312. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 40, abgerufen am 15. Februar 2016.
  4. a b c d e Fritz Steegmüller: Ottersheim. Im Landkreis Germersheim. Ein Heimatbuch zur 1200-Jahrfeier des Dorfes im Jahre 1968. Kraemer, Landau 1968, urn:nbn:de:0128-1-24110.
  5. Weimarer Republik 1918–1933 – Reichstagswahlen – Wahlkreis Pfalz. In: Wahlen in Deutschland. Valentin Schröder, abgerufen am 5. März 2023.
  6. Das Deutsche Reich – Reichstagswahl 1933. Andreas Gonschior, abgerufen am 5. März 2023 (Quelle: StatJBDR 1933, S. 540ff.).
  7. Statistisches Landesamt Rheinland-Pfalz: Mein Dorf, meine Stadt. Abgerufen am 4. März 2023.
  8. a b c Beamtenverzeichniß und Statistik des Königlich Bayerischen Regierungs-Bezirkes der Pfalz, 1863, S. XXXI des Anhangs.
  9. a b Ergebnisse der Volkszählung im Königreiche Bayern vom 1. Dezember 1871 nach einzelnen Gemeinden, 1873, S. 65.
  10. Ewois, Stand: 31. Dezember 2012
  11. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Kommunalwahl 2019, Stadt- und Gemeinderatswahlen. Abgerufen am 4. März 2023.
  12. Der Landeswahlleiter Rheinland-Pfalz: Direktwahlen 2019. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 27. Oktober 2020; abgerufen am 25. April 2020 (siehe Bellheim, Verbandsgemeinde, dritte Ergebniszeile).
  13. Karl Heinz Debus: Das große Wappenbuch der Pfalz. Neustadt an der Weinstraße 1988, ISBN 3-9801574-2-3.
  14. Lewentz gibt Wettbewerbssieger „Unser Dorf hat Zukunft“ bekannt. (Memento vom 8. September 2012 im Webarchiv archive.today)
  15. Lange Straße in Ottersheim. (Memento des Originals vom 21. Januar 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.swr.de IN: Hierzuland – Landesschau Rheinland-Pfalz. SWR Fernsehen, 17. Januar 2014, abgerufen am 5. März 2023.
  16. Immaterielles Kulturerbe, IG Queichwiesen, abgerufen am 22. Dezember 2023
  17. Bewerbungsvideo: Traditional irrigation: knowledge, technique, and organization, unesco.org, 2023
  18. Wiesenbewässerung in der Pfalz, Stadtanzeiger Landau (Christine Schulz), 6. Dezember 2023
  19. Ottersheimer Kahlenberg - Eintrag auf Weinlagen-Info.de, abgerufen am 30. März 2024.
  20. Weinlagen in Rheinland-Pfalz - Stand Herbst 2020. Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, abgerufen am 6. August 2021. (PDF, 0,7 MB)
  21. Liniennetzplan Germersheim. (PDF) Verkehrsverbund Rhein Neckar, abgerufen am 27. Dezember 2017.
  22. Schienennetzplan. (PDF) Verkehrsverbund Rhein-Neckar, abgerufen am 5. März 2023.
  23. a b Rainer Baumgärtner: Die Ehrenbürger im Landkreis Germersheim, Hekma-Verlag Maikammer 2018.