Sichelblättrige Wolfsmilch

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Sichelblättrige Wolfsmilch

Sichelblättrige Wolfsmilch (Euphorbia falcata)

Systematik
Unterfamilie: Euphorbioideae
Tribus: Euphorbieae
Untertribus: Euphorbiinae
Gattung: Wolfsmilch (Euphorbia)
Untergattung: Esula
Art: Sichelblättrige Wolfsmilch
Wissenschaftlicher Name
Euphorbia falcata
L.

Die Sichelblättrige Wolfsmilch oder Sichel-Wolfsmilch (Euphorbia falcata) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Wolfsmilch (Euphorbia) innerhalb der Familie der Wolfsmilchgewächse (Euphorbiaceae).

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die blaugrünen Hüllchenblätter sind dreieckig-eiförmig und deutlich bespitzt.
Cyathium mit zweihörnigen, grünlich-gelben Nektardrüsen.
Pleiochasium (Untersicht)
Die Früchte sind glatt und kahl.
Die Samen sind querfurchig und im Querschnitt vierkantig.
Illustration

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sichelblättrige Wolfsmilch ist eine einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 8 bis 20 oder 40 Zentimetern. Die oberirdischen Pflanzenteile sind bläulich-grün. Die Stängel sind aufrecht bis aufsteigend. Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind sitzend. Die Blattspreite ist bei einer Breite von etwa 5 Millimetern lanzettlich, mehr oder weniger sichelförmig mit Stachelspitze. Nebenblätter fehlen stets.

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Blütezeit reicht Juni bis Oktober. Der endständige, scheindoldige Blütenstand besteht aus drei bis fünf Strahlen. Die freien und nicht verwachsenen Hochblätter sind eiförmig bis dreieckig, so lang wie breit und haben einen fein gezähnelten Blattrand; ihr oberes Ende ist zugespitzt oder stachelspitzig mit 0,5 bis 1 Millimetern langer Spitze. Die Nektardrüsen sind mondsichelförmig oder zweihörnig und haben eine gelblich-grüne Gestalt.

Die Kapselfrucht ist glatt und hat keine Flügel. Die Samen sind runzelig oder grubig, im Querschnitt vierkantig.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 16 oder 36.[1]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bestäubung erfolgt durch Hautflügler (Diptera).

Herbarbeleg

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sichelblättrige Wolfsmilch ist in Europa und Westasien verbreitet. Sie ist ein meridionales bis temperates, subozeanisches Florenelement. In Mitteleuropa gilt die Sichelblättrige Wolfsmilch als Archäophyt. In Deutschland ist sie bundesweit vom Aussterben bedroht. In Mecklenburg-Vorpommern und Bayern kommt sie nur unbeständig vor, in Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz gilt sie als ausgestorben, in Baden-Württemberg und Hessen als vom Aussterben bedroht, in Thüringen als stark gefährdet. In den anderen Bundesländern kommt sie nicht vor.[2] Sie kommt in Österreich zerstreut vor und ist für Burgenland, Wien, Nieder- und Oberösterreich nachgewiesen, in Steiermark, Kärnten und Salzburg unbeständig.[3] In Südtirol ist sie ausgestorben.[3] In der Schweiz gilt sie als einheimische Pflanze und als bundesweit gefährdet. Im Wallis und den östlichen Zentralalpen ist sie ausgestorben, im Jura als vom Aussterben bedroht, in den übrigen Regionen als stark gefährdet.[4]

Sie wächst auf Getreideäckern und Ruderalstellen auf nährstoffreichen Böden und steigt bis in die submontane Höhenstufe. Im pflanzensoziologischen System ist sie eine Klassencharakterart der Secalietea (Segetal-Unkrautgesellschaften).

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 5 (sehr warm-kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).[5]

Systematik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der wissenschaftliche Name Euphorbia falcata wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum erstveröffentlicht.[6] Nachdem sich der ursprüngliche Typusbeleg als identisch mit Euphorbia terracina L. herausstellte, wurde der Name mit einem neuen Typus 1993 zur Konservierung vorgeschlagen.[7] Dieser Vorschlag wurde von der Nomenklaturkommission 1995 mehrheitlich befürwortet.[8]

Je nach Autor werden bei Euphorbia falcata L. nom. cons. Unterarten bzw. Varietäten unterscheiden:[9]

  • Euphorbia falcata L. subsp. falcata (Syn.: Euphorbia acuminata Lam., Euphorbia mucronata Lam., Euphorbia rubra Cav., Euphorbia obscura Loisel., Euphorbia arvensis Kit., Euphorbia arvensis Schleich. ex Steud., Euphorbia rugosa Kit. nom. nud., Euphorbia arenaria Willd. ex Ledeb. nom. illeg., Euphorbia nervosa Kit., Euphorbia caudata Boiss. & Hausskn., Euphorbia erythrosperma A.Kern., Euphorbia caesaraugustana Willk. & Lange nom. nud., Euphorbia purpurascens Deysson nom. illeg., Euphorbia palatinata F.Zimm. nom. nud., Euphorbia pseudograeca Grossh., Euphorbia tatianae Fed., Euphorbia falcata subsp. rubra (Cav.) Mateo & Figuerola): Sie ist von Makaronesien über den Mittelmeerraum bis Europa und vom westlichen Himalaja bis zur Mongolei weitverbreitet.[9]
  • Euphorbia falcata var. galilaea (Boiss.) Boiss.: Sie kommt in der Türkei, in Syrien, im Libanon, in Israel und im Kaukasusraum vor.[9]
  • Euphorbia falcata subsp. macrostegia (Bornm.) O.Schwarz: Sie kommt in Zypern und in der westlichen Türkei vor.[9]

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
  • Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel (Hrsg.): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Begründet von Werner Rothmaler. 13. Auflage. Band 2: Gefäßpflanzen. Volk und Wissen, Berlin (DDR) 1987, ISBN 3-06-012539-2.
  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 639.
  2. Euphorbia falcata L. , nom. cons. prop., Sichel-Wolfsmilch. auf FloraWeb.de, abgerufen 16. Juni 2008.
  3. a b Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9.
  4. D. Moser, A. Gygax, B. Bäumler, N. Wyler, R. Palese: Rote Liste der gefährdeten Arten der Schweiz: Farn- und Blütenpflanzen. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Bern; Zentrum des Datenverbundnetzes der Schweizer Flora, Chambésy; Conservatoire et Jardin botaniques de la Ville de Genève, Chambésy, 2002, S. 62 (web.archive.org [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 15. September 2021]). online bei Info Flora
  5. Euphorbia falcata L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 15. Oktober 2022.
  6. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 456 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D1%26issue%3D%26spage%3D456%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  7. Julian Molero Briones: (1073) Proposal to conserve Euphorbia falcata L. (Euphorbiaceae) with a conserved type. In: Taxon. Band 42, Nr. 3, 1993, S. 715–717, JSTOR:1222556.
  8. R. K. Brummitt: Report of the Committee for Spermatophyta. 43. In: Taxon. Band 44, Nr. 4, 1995, S. 607–612 (hier: S. 610), JSTOR:1223505.
  9. a b c d Euphorbia falcata. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 3. Dezember 2015..

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Sichelblättrige Wolfsmilch (Euphorbia falcata) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien