Topographia Circuli Burgundici: Ruermund

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Topographia Germaniae
Ruermund (heute: Roermond)
<<<Vorheriger
Neumegen
Nächster>>>
Schencken Schantz
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 88.
[[| in Wikisource]]
Roermond in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[T29]

Ruermund

[88] Ruermund. Diß ist auch ein fürnehme und veste Stadt / und das Haupt deß jenigen Quartiers / so der König auß Spanien noch vom Hertzogthumb Geldern übrig hat. Und kompt ihr Nam daher / dieweil die Rur allda ihren Außlauff in die Maas hat. Zun Zeiten Käysers Rudolphi I. hat sie sehr zugenommen / und ihr Graf Otto von Geldren auch die Müntz-Gerechtigkeit vom Käyser erlangt. War vorhin schön / Volckreich / und mächtig; aber wegen der Kriege / und der darinnen stets ligenden Besatzung / hat sie an ihrer vorigen Herrlichkeit etwas abgenommen. Ligt 3. Meilen von Venlo; und ist von den Orthen / so unter ihr Quartier gehören / oben im Eingang vom Gelderland gesagt worden. Ihr vornehmste Kirch ist zum H. Geist; so der Zeit ihren eigenen Bischoff hat / und in welcher der H. Bischöffe Wironis und Plechelmi, und deß Diaconi Otgeri, Gebeiner verwahret werden. Es ist auch allhie eine Carthauß / in welcher Dionysius Carthusianus, der / wegen seines heiligen Lebens / Doctor Ecstaticus; und seiner Bücher halber / so er in der menge geschrieben / der Ander Didymus Chalcenterus, von etlichen / wie Aubertus Miraeus, in Fastis Belgicis, p. 148. berichtet / genennet wird; sein letzte Lebenszeit zugebracht hat / und allhie Anno 1472. gestorben ist. Das weite / ebne / umb die Stadt gelegne Land ist gar fruchtbar / sonderlich an Weitzen; trägt auch gut Obst. Es seyn da herumb auch lustige Wälder / und nahend der Stadt ein Berg / der vorhin S. Peters / jetzt aber S. Odilien Berg genannt wird. Die Bürger allhie haben sich vor Zeiten zum Hanseatischen Bunde / als ein desselben Mit-Glied fleissig gehalten. Sihe von dieser Stadt Guicciardinum, fol. 152. G. Braunen im 3. Theil seines Städtbuchs / C. Ens in deliciis p. 136. Werdenhagen de Rebusp. Hanseaticis, part. 4. c. 2. fol. 17. Zun Zeiten deß Hertzogen von Alba / im Jahr 1572. bekam diesen Orth seine Widerpart / nehmlich Printz Wilhelm von Oranien; behielt aber solchen nicht lang. An. 1632. den 25. May / ist diese Stadt von Graf Ernst Casimir von Nassau / der darvor erschossen ward / belagert / und hernach im Junio / von den seinigen erobert worden: Anno 1637. als die Holländer Breda belagerten / bekamen die Spanische sie wieder in ihre Hände.

Ein Meil Wegs von hinnen ligt das schöne Dorff Kessel / mit einem feinen Bergschloß / welches seinen absonderlichen Herrn hat / und von deme ein kleines Ländlein herumb / so Landsfürstlich / das Land von Kessel genennet wird; wie Guicciardinus meldet.