Tätigkeit

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Arbeiter bei der Ausübung einer Erwerbstätigkeit

Als Tätigkeit (oder Betätigung; englisch activity) wird allgemein das zielgerichtete Handeln von Personen zwecks Erfüllung einer Aufgabe bezeichnet. Der Allgemeinbegriff umfasst viele Varianten menschlicher Betätigungen. Gegensatz ist die Untätigkeit.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im gesamten Leben eines Menschen werden Tätigkeiten verschiedenster Art verrichtet. Phasen der Untätigkeit heißen Müßiggang. Anders als dieser stellt jede Tätigkeit eine physikalische Leistung dar. Allgemein kann unterschieden werden danach, ob eine Tätigkeit entgeltlich oder unentgeltlich, ständig, gelegentlich oder einmalig ausgeübt wird.[1] Entgeltliche Tätigkeiten werden dem Fachbegriff Arbeit zugeordnet.[2] Im Hinblick auf Gefahrstoffe definiert § 2 Abs. 5 GefStoffV: „Eine Tätigkeit ist jede Arbeit mit Stoffen, Gemischen oder Erzeugnissen, einschließlich Herstellung, Mischung, Ge- und Verbrauch, Lagerung, Aufbewahrung, Be- und Verarbeitung, Ab- und Umfüllung, Entfernung, Entsorgung und Vernichtung. Zu den Tätigkeiten zählen auch das innerbetriebliche Befördern sowie Bedien- und Überwachungsarbeiten.“

Ausprägungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Tätigkeit kann insbesondere durch folgende Ausprägungen vorkommen:

Im Arbeitsstudium hat die Nebentätigkeit eine andere Bedeutung: „Die Haupttätigkeit ist eine planmäßige, unmittelbar der Erfüllung der Arbeitsaufgabe dienende Tätigkeit, […] die Nebentätigkeit ist eine planmäßige, nur mittelbar der Erfüllung der Arbeitsaufgabe dienende Tätigkeit“.[6] Haupttätigkeit: Werkstück bearbeiten, Nebentätigkeit: Werkstücke magazinieren.

Tätigkeiten von Institutionen, welche von Gremien auf Grundlage einer Satzung oder eines Regelwerks geplant und umgesetzt werden, bezeichnet man als Aktivität.

Sämtliche Tätigkeiten sind in der Regel komplex und schwer zu überschauen. Alle Tätigkeiten führen zu – mehr oder weniger starkem – Energieverbrauch beim Menschen.

Energieverbrauch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tätigkeiten führen zu folgendem täglichen Energieverbrauch in Kcal/Tag:[8]

Art der Tätigkeit Frauen
in Kcal/Tag
Männer
in Kcal/Tag
Büroarbeit 1800 bis 2300 2300 bis 2800
körperliche Arbeit 2300 bis 2800 2800 bis über 4000

Der höchste Energieverbrauch erfolgt bei Schwerarbeit und Schwerstarbeit (über 4000 kcal/Tag), die gleichzeitig die höchste physische Arbeitsbelastung darstellen.

körperliche Tätigkeit Dauer
in Minuten
Energieverbrauch
in Kcal
Tanzen in der Discothek 10 70
Treppen steigen 10 85
Jogging (8 km/h) 10 100
Fahrradfahren (20 km/h) 10 100
Schwimmen (Kraulen) 10 125
Rudern 15 160
Bergwandern 60 500
Walking 60 590

Treppensteigen gehört zu den großen Kalorienverbrauchern bei Alltagstätigkeiten.

Folgen der Tätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Tätigkeit sammelt der Mensch Erfahrungen und lernt aus diesen (Learning by Doing, Action Learning).[9] Tätigkeiten sind eine grundlegende Form, Erfahrungen zu sammeln und Kompetenzen zu erwerben. Dies bedeutet, dass sich in den Tätigkeiten, speziell in den zugrunde liegenden Motiven, zum einen die Persönlichkeit des Menschen äußert und zum anderen sich der Mensch als Persönlichkeit weiterentwickelt. Dieser Entwicklung ist das Individuum jedoch nicht passiv ausgeliefert, es kann durch zielgerichtete, an zukünftigen Ergebnissen orientierte Handlungen diese Entwicklung beeinflussen. Hier zeigt sich, dass Tätigkeit eine retrospektive Betrachtung der Lebensgeschichte abbildet, während Handlungen auf zukünftige Ziele ausgerichtet sind.

Differenzierte Tätigkeit bedarf einer Entwicklung von Kompetenzen (Fachkompetenz). Tätigkeiten, an die Ansprüche gestellt werden, müssen deshalb geübt bzw. trainiert werden. Sie helfen aber wiederum, sich in unterschiedlichen bzw. neuen Situationen zurechtzufinden, sich zu behaupten oder davon zu profitieren. In der Ausübung von Tätigkeiten findet eine Sozialisierung statt.

Untätigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Untätigkeit heißt nicht Trägheit, sondern katagesis – sie ist eine Tätigkeit, in der das ‚Wie‘ das ‚Was‘ vollkommen ersetzt hat, in der das formlose Leben und die unbelebte Form in einer Lebensform zusammenfallen“.[10]

Untätigkeit bedeutet im gerichtlichen Verfahren, dass eine Behörde auf einen Antrag oder Widerspruch nicht innerhalb einer angemessenen Frist entschieden hat. Die hierbei zulässige Untätigkeitsklage etwa nach § 75 VwGO ist keine eigene Klageart, sondern eine Verpflichtungsklage, die in der Regel gemäß § 75 Satz 2 VwGO bei Ablauf von mindestens drei Monaten ab Antragstellung bzw. Widerspruchserhebung erhoben werden kann.

In Süditalien umschreibt das „süße Nichtstun“ (italienisch dolce far niente) die hohe Arbeitslosigkeit.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinz Schüpbach: Arbeits- und Organisationspsychologie. (Reihe UTB basics). Ernst Reinhardt, München 2013, ISBN 978-3-8252-4009-7.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Tätigkeit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Klaus Peter Berger/Norbert Horn (Hrsg.), Handelsgesetzbuch (ohne Seerecht): Kommentar, Band 1, 1995, S. 465
  2. Dudenredaktion (Hrsg.), Duden | Tätigkeit | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. Abgerufen am 30. April 2019.
  3. Werner D Fröhlich, Wörterbuch zur Psychologie, 2000, S. 68; ISBN 978-3-423-32514-1
  4. Holger Luczak, Arbeitswissenschaft, 1993, S. 11
  5. BSG, Urteil vom 28. Mai 1957, Az.: 2 RU 150/55 = BSGE 5, 168, 172
  6. REFA (Hrsg.), Methodenlehre des Arbeitsstudiums, Band 2: Datenermittlung, 1992, S. 26
  7. Verlag F. A. Brockhaus (Hrsg.), Brockhaus Enzyklopädie, 1994, S. 921; ISBN 978-3-7653-1100-0
  8. Josef Bäuml, Arbeitsbuch Psychoedukation bei Schizophrenie, 2010, S. 65
  9. Daniela Neuschäfer, Lernen Organisationen durch Zertifizierung?, 2014, S. 95
  10. Giorgio Agamben/Andreas Hiepko, Die kommende Gemeinschaft, 2003, S. 105; ISBN 978-3-88396-185-9