Tortora

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Tortora
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Tortora (Italien)
Tortora (Italien)
Staat Italien
Region Kalabrien
Provinz Cosenza (CS)
Koordinaten 39° 57′ N, 15° 48′ OKoordinaten: 39° 56′ 31″ N, 15° 48′ 17″ O
Höhe 312 m s.l.m.
Fläche 57,88 km²
Einwohner 5.949 (31. Dez. 2022)[1]
Postleitzahl 87020
Vorwahl 0985; 0973 nelle frazioni montane
ISTAT-Nummer 078149
Bezeichnung der Bewohner Tortoresi (im Dialekt Turturisi)
Schutzpatron San Biagio Santo Patrono – Sant’Antonio da Padova Santo Protettore
Website Tortora
Tortora, Ortszentrum

Tortora ist eine italienische Gemeinde in der Provinz Cosenza in Kalabrien mit 5949 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022).

Lage und Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tortora liegt etwa 150 km nördlich von Cosenza an der Küste des Tyrrhenischen Meeres. Die Nachbargemeinden sind Aieta, Laino Borgo, Lauria (PZ), Maratea (PZ), Praia a Mare und Trecchina (PZ).

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Ort steht die Kirche des Purgatorio mit einem normannischen Portal mit Reliefarbeiten. Die Kirche von S. Francesco d’Assisi stammt aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Weiter gibt es sehenswerte Palazzi wie den Palazzo Lomonaco mit Hof und Türmen.

Besonderheiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von Tortora bis Belvedere Marittimo erstreckt sich ein fast 40 Kilometer langer Küstenstreifen, an dem die Diamante-Zitronatzitrone (Citrus medica var. vulgaris bzw. Citrus medica cv. diamante; italienisch cedro di diamante, hebräisch אתרוג קלבריה oder גינובה) wächst, die ihren Namen nach dem kalabrischen Städtchen Diamante trägt. Es ist die einzige Weltregion, in der diese Varietät der Zitronatzitrone wächst. Zitronatzitronen spielen als sogenannte Etrogs innerhalb des Judentums eine rituelle Rolle beim Laubhüttenfest. Der Etrog gehört zu dem im 3. Buch Mose 23, 40 vorgeschriebenen Feststrauß, der aus Palmzweig (Lulav), Myrtenzweig (Hadassim), Bachweide (Arawot) und Paradiesapfel (Etrog) gebildet wird.

Die unterschiedlichen Gruppierungen innerhalb des Judentums nutzen verschiedene Varietäten der Zitronatzitrone als Etrog, die Gartenhistorikerin Attlee spricht von mindestens 12 deutlich unterscheidbaren Varietäten.[2] Die Festlegung erfolgt durch den jeweiligen Posek. Die Lubawitscher Juden, eine chassidische Gruppierung innerhalb des Orthodoxen Judentums, verwenden auf Weisung ihres Rebbe Menachem Mendel Schneerson als Etrog ausschließlich die Diamante-Zitronatzitrone und sind damit auf die Zitronatzitronen angewiesen, die in der Region zwischen Tortors und Belvedere Marittimo wachsen.[2] Die Bäume werden zwei Mal im Jahr abgeerntet. Die Erntezeit, die in etwa im Monat August stattfindet, wird fast ausschließlich für das Laubhüttenfest verwendet. Es finden sich in dieser Zeit zahlreiche Vertreter dieser Glaubensrichtung im Norden Kalabrien ein, die überwachen, dass die Früchte von Plantagen stammen, die den Anforderungen entsprechen und passende Früchte für die Lubowitscher Gemeinden aufkaufen, die sich heute in aller Welt befinden. Nur ein sehr kleiner Teil der Ernte entspricht den hohen Anforderungen an Etrog. Die für das Laubhüttenfest verwendeten Früchte dürfen keine Spuren von Insektenfraß und eine einheitliche Färbung aufweisen. Perfekte Früchte, die den Anforderungen entsprechen, werden für Preise zwischen €25 und €250 gehandelt.[3]

Die Verwendung dieser Varietät ist durchaus schlüssig: Die jüdischen Migranten, die nach der Eroberung Jerusalems im Jahre 70 n. Chr. in Italien, auf Sizilien, Griechenland und Spanien siedelten, führten dort die Zitronatzitrone ein, die sie zuvor im Heiligen Land angebaut hatten. Es ist generell die erste Zitruspflanze, die auf dem europäischen Kontinent angebaut wurde.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Helena Attlee: The Land Where Lemons Grow: The Story of Italy and its Citrus Fruit. Penguin Books, London 2015, ISBN 978-0-14-196786-8.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica, Stand 31. Dezember 2022).
  2. a b Helena Attlee: The Land Where Lemons Grow. S. 177.
  3. Helena Attlee: The Land Where Lemons Grow. S. 197.