Weisenbach

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Wappen Deutschlandkarte
Weisenbach
Deutschlandkarte, Position der Gemeinde Weisenbach hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 48° 44′ N, 8° 21′ OKoordinaten: 48° 44′ N, 8° 21′ O
Bundesland: Baden-Württemberg
Regierungsbezirk: Karlsruhe
Landkreis: Rastatt
Höhe: 228 m ü. NHN
Fläche: 9,07 km2
Einwohner: 2517 (31. Dez. 2022)[1]
Bevölkerungsdichte: 278 Einwohner je km2
Postleitzahl: 76599
Vorwahl: 07224
Kfz-Kennzeichen: RA, BH
Gemeindeschlüssel: 08 2 16 059
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Hauptstraße 3
76599 Weisenbach
Website: www.weisenbach.de
Bürgermeister: Daniel Retsch
Lage der Gemeinde Weisenbach im Landkreis Rastatt
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Karte
Blick vom Hohlohturm ins Murgtal und auf Weisenbach
Die Ortsmitte von Weisenbach mit der Pfarrkirche St. Wendelin

Weisenbach ist eine Gemeinde in Baden-Württemberg und gehört zum Landkreis Rastatt.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der staatlich anerkannte Erholungsort Weisenbach ist die kleinste Gemeinde des Landkreises Rastatt und liegt im Nordschwarzwald im tief eingeschnittenen Tal des Flusses Murg in der Mitte zwischen Rastatt und Freudenstadt. Etwa zwei Drittel des Gemeindegebiets sind bewaldet. Nachbargemeinden sind Gernsbach im Norden und Forbach im Süden, beide im Landkreis Rastatt. Im Westen besteht auf dem Höhenzug beim Pass Rote Lache eine kurze Grenze zur Stadt Baden-Baden. Im Osten reicht die Weisenbacher Gemarkung am Hohloh bis auf eine Höhe von etwa 982 m. Die Murg erreicht das Gemeindegebiet im Süden in einer Höhe von etwa 220 m und verlässt es im Norden auf etwa 180 m. Die größte Ausdehnung der Gemarkung in Nord-Süd-Richtung beträgt 3,7 km, in Ost-West-Richtung 6,4 km.[2]

Gemeindegliederung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Au im Murgtal
Au im Murgtal
Die Gemeinde besteht in ihrer jetzigen Form seit dem 1. Januar 1971.

Zur Gemeinde Weisenbach gehören die Dörfer Weisenbach, Au im Murgtal und die ehemalige Holtzmann-Werkssiedlung Neudorf.[3]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weisenbach wurde erstmals im Jahre 1336 in einer Urkunde im Lehnsbuch des Bistums Speyer erwähnt. Im Zuge der baden-württembergischen Verwaltungsreform wurde am 1. Januar 1971 die damalige selbstständige Gemeinde Au im Murgtal nach Weisenbach eingemeindet.[4] 2001 begann man mit dem Bau des Baugebiets Birket.[5]

Während der Badischen Revolution war Weisenbach ein bedeutender Schauplatz der Geiselnahme im Murgtal. Auf Anordnung des revolutionären Innenministeriums in Karlsruhe wurden am 24. Juni 1849 zahlreiche, als Anhänger des Großherzogs bekannte und der Reaktion verdächtigte Beamte und Geistliche aus dem Murgtal und aus Baden-Baden verhaftet und in Geiselhaft genommen. Unter den Festgenommenen war auch der Weisenbacher Pfarrer Franz Xaver Weingärtner. Weingärtner war zuvor schon als erklärter Gegner der Revolutionsregierung von seinem Amt suspendiert worden. Er hatte vergeblich versucht, der drohenden Verhaftung zu entgehen, in dem er sich in einem großen Weinfass im Pfarrkeller versteckt hielt.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verwaltungsgemeinschaft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gemeinde ist Mitglied einer Vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft mit der Stadt Gernsbach und Loffenau.

Gemeinderat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt. Die letzten Kommunalwahlen in Weisenbach führten zu folgenden amtlichen Endergebnissen[6].

Partei Ergebnis 2019 Ergebnis 2014 Ergebnis 2009 Ergebnis 2004 Ergebnis 1999
Freie Wähler Vereinigung 51,6 %, 6 Sitze 46,1 %, 6 Sitze 45,2 %, 5 Sitze 41,0 %, 5 Sitze 35,5 %, 4 Sitze
CDU 48,4 %, 6 Sitze 53,9 %, 6 Sitze 54,8 %, 7 Sitze 59,0 %, 7 Sitze 64,5 %, 8 Sitze

Die Wahlbeteiligung lag bei 69,9 % (2014: 59,6 %; 2009: 63,1 %).

Bürgermeister[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 30. Juni 2019 wurde Daniel Retsch zum Bürgermeister gewählt.[7] Er ist Nachfolger von Toni Huber, der von Dezember 1993 bis Mai 2019 Bürgermeister war. Zuvor war Gerhard Feist für drei Wahlperioden Bürgermeister.

Partnerschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weisenbach pflegt partnerschaftliche Beziehungen zum sächsischen Kriebstein und zum italienischen San Costanzo (bei Pesaro).

Wirtschaft und Infrastruktur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnhof Weisenbach

Verkehr[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weisenbach ist über die Stadtbahn Karlsruhe, die auf der Murgtalbahn verkehrt, an das Schienennetz angebunden. Die Bundesstraße 462 verläuft durch den Ort.

Ansässige Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das mittlere Murgtal mit seinen früher eigenständigen Gemeinden Bermersbach, Langenbrand, Au im Murgtal sowie Weisenbach war einst Standort eines der größten Papierhersteller Deutschlands – der E. Holtzmann & Cie. AG-Weisenbachfabrik mit insgesamt fünf Werken, drei davon im Murgtal, und über 5.500 Mitarbeitern. Dieser Papierkonzern hatte sogar eine eigene postalische Anschrift „7566 Weisenbachfabrik“, da sich das weitläufige Areal der Murgtal-Werksanlagen über die Gemarkungen von damals vier Kommunen erstreckte.

Nach Übernahme der AG durch den finnisch-schwedischen Papierkonzern Stora Enso wurde das Areal mit seinen Werken 1995 stillgelegt. Das über 100 Jahre alte Traditionsunternehmen wurde komplett abgewickelt, einzig das Werk Wolfsheck, welches auf der Gemarkung der Nachbargemeinde Forbach-Langenbrand liegt, blieb als Stora Enso-Produktionsstätte im Murgtal erhalten. Dieses Werk wurde allerdings von Stora Enso 2006 für eine symbolische €-Summe an Arques Industries verkauft. Ab 1. September 2006 wurde diese ehemalige Holtzmann-Produktionsstätte unter der eigens dafür gegründeten Firma Salto Paper Papiermühle Wolfsheck geführt. Im Juli 2007 wurde das Werk erneut an einen weiteren strategischen Investor verkauft,[8] der es 2008 stilllegte.[9]

Übrig geblieben aus dem Bereich Papier/Pappeverarbeitung und am Kernortsausgang Weisenbach Richtung Freudenstadt, direkt an der B 462 liegend, ist der Hersteller Katz GmbH & Co. KG, hervorgegangen aus den Katz International Coasters, wiederum hervorgegangen aus dem Außenwerk der ehemaligen Gernsbacher Katz Werke AG – der heute der weltweit größte Spezialhersteller für Getränkeglasuntersetzer (Bierdeckel) ist.

Ebenfalls mit einem so genannten Außenwerk angesiedelt ist der Kartonagen- und Verpackungshersteller Smurfit Kappa Baden Packaging. Dieser Werksteil befindet sich zwar aufgrund der Gemarkungsgrenze Weisenbach/Gernsbach auf Weisenbacher Gebiet, zählt aber produktionstechnisch zum Gernsbacher Hauptwerk.

Die Gemeinde erwarb den Werksteil Schlechtau des ehemaligen Holtzmann-Areals, der innerhalb der Gemarkungsgrenze liegt, um dort ein Gewerbegebiet einzurichten. Zunächst wurde der Gemeindebauhof aufgrund der besseren Raumverhältnisse und Lagermöglichkeiten dort neu angesiedelt.

Nach der Schließung der Papierfabrik als wichtigstem Arbeitgeber des mittleren Murgtals wandelte sich auch der Charakter Weisenbachs hin zur Wohngemeinde. Heute gehen die erwerbstätigen Einwohner Weisenbachs ihrer Arbeit mehrheitlich außerhalb der Gemeinde nach.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Johann-Belzer-Schule verfügt Weisenbach über eine Grundschule. Von 2011 bis 2022 war sie zudem Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule für Weisenbach und Forbach.[10] Dazu gibt es einen Kindergarten im Ort.

Strom[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als technische Besonderheit gibt es in Weisenbach eine Hochspannungsleitung in einer seltenen Sonderbauweise, die Kompaktfreileitung Hilpertsau-Weisenbach.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • St.-Wendelinus-Kapelle auf einem Felsvorsprung links der Murg
  • Katholische Pfarrkirche St. Wendelinus, 1842/43 durch den Weisenbacher Baumeister Johann Belzer errichteter neugotischer Bau rechts der Murg, ersetzte einen barocken Vorgängerbau.[11]
  • Zehntscheune (Heimatstube)

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Söhne und Töchter der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gemeinde Weisenbach (Hrsg.): Weisenbach – Geschichte unserer Gemeinde. 1986.
  • Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Landkreis Rastatt und Landesmedienzentrum Baden-Württemberg (Hrsg.): Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg – Der Landkreis Rastatt. Band 2, Jan Thorbecke Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-7995-1364-7, S. 530–545.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Weisenbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2022 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
  2. Daten- und Kartendienst der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) (Hinweise)
  3. Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2. S. 172
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 500.
  5. http://www.weisenbach.de/,Lde/weisenbach_online/verwaltung/Weisenbach.html Porträt von Weisenbach
  6. Gesamtergebnis der Gemeinderatswahl am 26. Mai 2019. Abgerufen am 9. Juli 2019.
  7. BNN: Bürgermeisterwahl in Weisenbach. Abgerufen am 8. Februar 2021.
  8. Arques AG: ARQUES verkauft Salto Paper AG an strategischen Investor (Memento vom 30. September 2007 im Internet Archive) (Starnberg, 11. Juli 2007)
  9. Geschichte der Papierfabrik Wolfsheck, Projektgruppe Gewerbepark Wolfsheck, abgerufen am 18. Februar 2011
  10. Ära der Werkrealschule in Weisenbach geht zu Ende. In: Badische Neueste Nachrichten. 14. Juli 2022, abgerufen am 30. Juli 2022.
  11. Clemens Kieser, Karlfriedrich Ohr, Wolfgang Stopfel, Martin Walter: Kunst- und Kulturdenkmale im Landkreis Rastatt und in Baden-Baden. Konrad-Theiss Verlag, Stuttgart 2002, ISBN 3-8062-1599-5, S. 336.
  12. Badische Biographien, Erster Teil, Heidelberg 1875, S. 70 (Digitalisat).