Willem van de Poll (Fotograf)

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Willem van de Poll (* 13. April 1895 in Amsterdam; † 10. Dezember 1970 ebenda) war ein niederländischer Fotograf, der zu den bedeutendsten Fotografen seiner Generation zählte.

Van de Poll wurde 1919 in Wien ausgebildet und arbeitete als unabhängiger reisender Pressefotograf in Europa, im Nahen Osten, in Indonesien und auf den Antillen. Nach dem Krieg wurde er Hausfotograf der königlichen Familie. Willem van de Poll hat in seinem Leben viele Themen fotografiert. Neben seiner Tätigkeit als Presse- und Gerichtsfotograf war er auch als Reise-, Werbe- und Modefotograf tätig.

Bildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegen den Willen seines Vaters Cornelis Nanning van de Poll (Gynäkologe), der wollte, dass er wie er Arzt wird, ging Van de Poll nach der Hogereburgerschool zur Polizei. 1919 absolvierte er einen Kurs an einer renommierten Fotoschule in Wien, der „Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt“. Nachdem er kurze Zeit als Kameraassistent für Alexander Korda tätig war und für die Wiener Polizei fotografierte, kehrte er 1920 in die Niederlande zurück.

Karriere[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Er begann seine Karriere als einer der ersten Reportagefotografen und seine Arbeit vor dem Zweiten Weltkrieg war in den Niederlanden beispiellos. 1932 machte Van der Poll Fotos für eine NS-Werbekampagne, doch die Fotos waren für die NS zu innovativ. Er besuchte unter anderem Polen (1934), Island (1934), Ägypten (1935), Berlin (1935) und Paris (1935). Er machte Fotoreportagen über das jüdische Wohngebiet der Vorkriegszeit in Warschau und die Annexion des Sudetenlandes. Sein Arbeitsgebiet war nicht nur Europa, sondern er besuchte auch die Überseegebiete und den Nahen Osten. Seine Arbeiten wurden über Fotopresseagenturen wie Schostall (Paris/Wien/Mailand), Associated Press (Berlin) und Black Star (New York) vertrieben. Er verkaufte seine Fotos nicht nur an Zeitschriften und Presseagenturen, sondern schrieb auch selbst Artikel über seine Fotos. Seine journalistischen Arbeiten wurden in „De Spiegel“, „Panorama“ und der berühmten „Berliner Illustrierte Zeitung“ veröffentlicht. Er machte Modereportagen in Paris für Vogue (Magazin) und Harper’s Bazaar. Er war Werbefotograf für Philips, KLM, Unilever, Verkade, Droste, Van Nelle, Hero und Lucien Lelong.

Im Zweiten Weltkrieg war Van de Poll Leiter der fototechnischen Abteilung von Philips, danach arbeitete er für die Militair Gezag und Anefo. 1945 wurde er zum Stabsfotografen des Prinzen Bernhard zur Lippe-Biesterfeld, des Kommandeurs der Binnenlandse Strijdmacht, ernannt und reiste mit dem Prinzen in die niederländischen Städte, die gerade von den Deutschen eingenommen worden waren Verbündete wurden befreit. Er engagierte sich im Koninklijk Huis (Koninklijk Huis (Niederlande)) und war bis Ende der 1950er Jahre dort ansässiger Fotograf. Er begleitete Juliana der Nederlanden und Bernhard auf Feiertagen und Staatsbesuchen und fertigte damals eindrucksvolle Porträts der locker spielenden Prinzessinnen an. Der junge Staat Israel wurde zu seiner Leidenschaft; Sein Fotobuch „Daybreak for a nation“ wurde gelobt. In Berichten berichtete er über das Schicksal sowohl der Israelis als auch der Palästinenser, aber auch der Surinamer und Antillen. 1947 verfasste er einen Reisebericht in Suriname und auf den Niederländischen Antillen.

Neue Fotografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Van de Poll hatte ein geschicktes Verständnis für die Wirkung von Licht und Schatten und fotografierte sowohl mit natürlichem Licht als auch mit künstlicher Beleuchtung. Atmosphäre war sein Markenzeichen. Durch den Einsatz von Unschärfe und markanten Ausschnitten rückten Unvollkommenheiten in den Hintergrund. Er wandte die Prinzipien der Neuen Fotografie an und war daher nicht nur in seiner Motivwahl, sondern auch in seiner Ästhetik ein moderner Fotograf. Als Vorbilder fungierten Nell Langlais, Eva Waldschmidt und seine Stieftöchter Hans und Renée.

Politik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der liberale und gesetzestreue Van de Poll passte nicht wirklich in den Kreis der Künstlerkollegen seiner Zeit. Obwohl er ein entschiedener Antifaschist und Antikommunist war, arbeitete er während des Zweiten Weltkriegs für Philips, das als wichtig für die deutsche Kriegsindustrie galt.

1965 trat er erstmals in die öffentliche Debatte ein, nachdem John de Rooy heimlich Fotos von Beatrix der Nederlanden und ihrem Liebhaber Claus von Amsberg veröffentlicht hatte. Für Van de Poll waren heimliche Fotos, „Revolverfotografie“, wie er es nannte, eine Abscheulichkeit. Nachdem die Hochzeit von Beatrix und Claus durch Rauchbomben gestört wurde, zog er nach Ascona (Tessin) in der Schweiz.

Archiv[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein Fotoarchiv war mit Van de Poll in die Schweiz umgezogen. Als seine dritte Frau Hildegard starb, übergab ihre Schwiegernichte Eva Numann-Katzenstein es 1988 dem Film- und Fotoarchiv des Regierungsinformationsdienstes. Die gesamte Sammlung wird heute vom niederländischen Nationaal Archief verwaltet, das auch die Urheberrechte erworben hat. 30.000 Fotos sind im Nationalarchiv digital verfügbar. Willem van de Poll war dreimal verheiratet, mit Gezina Sanders (1917–1929), mit der er zwei Kinder hatte, mit Nell Langlais (1931–1950) und mit Hildegard Eschen (1953–1970). Er starb 1970 im Zentralen Israelitischen Krankenhaus in Amsterdam.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Willem van de Poll (Fotograf) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien