Europa-Union Deutschland

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Die Europa-Union Deutschland, e. V., ist die deutsche Sektion der Union Europäischer Föderalisten (UEF). Als überparteiliche, überkonfessionelle und unabhängige politische Nichtregierungsorganisation setzt sich die Europa-Union Deutschland für die Schaffung eines föderalistisch organisierten Europa ein.

Die Jugendorganisation der Europa-Union heißt Junge Europäische Föderalisten.

Selbstverständnis

Die Europa-Union Deutschland ist eine auf ehrenamtlichen Strukturen basierende Bürgerinitiative für Europa. Sie ist lokal, regional und national aktiv und vereint Vertreterinnen und Vertreter aller gesellschaftlichen Gruppen. Die Europa-Union tritt seit 60 Jahren für eine weitreichende europäische Integration ein. Als Mittlerin zwischen Bürgerinnen und Bürgern und den Institutionen auf allen Ebenen der europäischen Politik engagiert sie sich für ein „Europa der Bürger“, das von einem möglichst breiten gesellschaftlichen Konsens getragen werden soll.

Zur Gründungsidee gehört nicht die Abschaffung der Nationalstaaten, sondern vielmehr der Aufbau föderaler und demokratischer Strukturen, um die Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten zu ermöglichen. Die Einführung des Euro 2002 war ein zentrales Ziel der Europa-Union Deutschland. Weiter hält sie die Wiederherstellung des ökologischen Gleichgewichts, die Reglementierung der Gentechnologie, die Förderung regenerierbarer Energien, die Bekämpfung organisierter Kriminalität und die Ausarbeitung einer europäischen Verfassung mit Verweis auf die Globalisierung für unverzichtbar.

Zu den Aufgaben und Tätigkeiten der Europa-Union und ihrer Landesverbände gehört die Verbreitung von Informationen, die den Bürgern verständlich machen, dass ihr persönliches Engagement für die europäische Integration von Wichtigkeit ist. Somit soll die breite Öffentlichkeit für die europäische Einigung mobilisiert werden. Hierfür werden öffentliche Vorträge, z. B. in Schulen und Vereinen veranstaltet, sowie Kolloquien, Wochenendseminare und Studienreisen zu den Europäischen Institutionen angeboten.

Geschichte der Europa-Union

Den Gedanken, Europa zu vereinen, äußerte vor 500 Jahren bereits der niederländische Theologe und Philosoph Erasmus von Rotterdam, der die Völker Europas zu einem Völkerbund aufrief. William Penn, der Quäker, nach welchem der amerikanische Bundesstaat Pennsylvania benannt wurde, beschwor 150 Jahre später die Staaten, eine Europäische Bundesversammlung zu schaffen. Der französische Dichter Victor Hugo kündigte im Jahre 1849 die „Vereinigten Staaten von Europa“ an. Er erntete Hohn und Spott. Stattdessen war Europa dem Krieg stets näher als dem Frieden.

Erst nach dem Schrecken zweier Weltkriege nahm man die Appelle ernst. In seiner berühmten Zürcher Rede vom 19. September 1946 sagte der damalige britische Premierminister Winston Churchill: „Wenn Europa einmal einträchtig sein gemeinsames Erbe verwalten würde, dann könnten seine drei- oder vierhundert Millionen Einwohner ein Glück, einen Wohlstand und einen Ruhm ohne Grenzen genießen. (…) Wir müssen eine Art Vereinigter Staaten von Europa schaffen. (…) Der Weg dahin ist einfach. Es ist nichts weiter dazu notwendig, als dass Hunderte von Millionen Männer und Frauen Recht statt Unrecht tun und Segen statt Fluch ernten.“ Zur Rede gehörte auch seine Äußerung, dass „Großbritannien, das Britische Commonwealth, das mächtige Amerika und - wie ich hoffe - Sowjetrussland Freunde und Förderer des neuen Europa“ sein müssten und dass Großbritannien zwar den Zusammenschluss Europas fördern, aber vorerst selbst nicht daran teilnehmen werde.

Ziel der Einigung war es, den Frieden durch Überwindung der souveränen Nationalstaaten zu sichern. Die Staaten sollten sich zu einem europäischen Bundesstaat zusammenschliessen, der durch föderalen und demokratisch-parlamentarischen Aufbau zugleich eine Machtkonzentration verhindert und ethnische sowie kulturelle Völkervielfalt erhält.

Anfänge 1923 - 1946: Schweiz, Großbritannien, Italien, Frankreich

Die heutige europäische Bewegung sieht ihre Wurzeln in der Schweiz. Angeregt durch die konservative Paneuropa-Union des Grafen Coudenhove-Kalergi, die im Oktober 1923 in Wien gegründet wurde, bildeten sich in verschiedenen Kantonen Gruppen, die sich für eine föderale Einheit Europas einsetzten. Am 24. Juni 1934 wurde eine eigene „Europa-Union“ gegründet. Vier Jahre später, im August 1938, wurde in London die „Pax Union“ gegründet, die sich aber schon bald darauf „Federal Union“ nannte. Bereits 1940 hatte sie in Großbritannien mehr als 1000 Mitglieder, die sich aktiv für ein föderal strukturiertes Europa einsetzten. 1941 verfassten auf der italienischen Verbannungsinsel Ventotene die beiden Italiener Altiero Spinelli und Ernesto Rossi ihr sozialistisches Manifest von Ventotene, das vor allem in europäischen Widerstandskreisen Verbreitung fand. Spinelli legte 1984 als Abgeordneter des Europäischen Parlaments einen „Entwurf eines Vertrages zur Gründung der Europäischen Union“ vor.

In Frankreich gründete sich im Dezember 1941 eine Gruppe mit dem Namen „Combat“, die eine gleichnamige illegale Zeitung herausgab in der als Ziel die Schaffung der Vereinigten Staaten von Europa gefordert wurde. Im Mai 1944 kam es in Genf zu einer Konferenz von Widerstandskämpfern. Auf ihr wurde eine Deklaration zugunsten einer europäischen Föderation verfasst, die gedanklich sehr stark von den Ideen Altiero Spinellis und Ernesto Rossis beeinflusst war. Anlässlich des Zusammenschlusses französischer Widerstandsgruppen im Juni 1944 unter dem Namen „Comité Français pour la Fédération Européenne“ wurde eine Erklärung veröffentlicht, die auf die Notwendigkeit einer europäischen Föderation hinwies.

Im September 1946 lud die Schweizer „Europa-Union“ die europäischen Föderalisten zu einer Konferenz nach Hertenstein am Vierwaldstättersee ein. Es wurden zwölf Thesen verfasst, die als „Hertensteiner Programm"“ zur Grundlage der europäischen Arbeit der Nachkriegsjahre und zugleich zum politischen Gründungsdokument der späteren Europa-Union Deutschland wurden. Zur gleichen Zeit hielt Sir Winston Churchill in Zürich ebenfalls ein Plädoyer für ein geeintes Europa. Der Hertensteiner Konferenz folgten noch zwei weitere in Luxemburg und Basel, bis im Dezember 1946 in Paris die „Union Europäischer Föderalisten“ (UEF) gegründet wurde, wobei Italiener, Franzosen und Niederländer besonders stark vertreten waren. Nach einer euroskeptischen britischen Quelle wurde die UEF bis in die 1960er Jahre zum Teil über das American Committee for a United Europe (ACUE) finanziert, welches vom US-Geheimdienst Office of Strategic Services (OSS) gelenkt worden war. [1]

UEF in Deutschland

Auch die Deutschen hatten zu den UEF-Veranstaltungen Einladungen bekommen, aber sie konnten nicht teilnehmen, weil sie in der ersten Nachkriegszeit von den Behörden der Besatzungszonen keine Reisegenehmigung bekamen. Einzige Ausnahme waren einige im Schweizer Exil lebende Deutsche, wie Heinrich Ritzel, ehemaliger SPD-Abgeordneter im Reichstag. Der gebürtige Franke war seit 1939 Zentralsekretär der Schweizer „Europa-Union“. Obwohl also die deutschen „Europäer“ zunächst nicht an den UEF-Konferenzen teilnehmen konnten, waren sie schon bald nach dem Krieg aktiv. In zahlreichen Orten der westlichen Besatzungszonen - insbesondere der britischen - wurden unter verschiedenen Namen Gruppen gebildet, die sich die Einigung Europas zum Ziel gesetzt hatten. Doch auch innerhalb der Besatzungszonen war es nicht leicht zu reisen, und daher hatten diese Gruppen zunächst wenig Kontakt untereinander.

Schließlich gelang es Heinrich Ritzel, über niederländische und englische Teilnehmer am Hertensteiner Treffen mit Wilhelm Heile, dem Landrat von Syke bei Bremen, Verbindung aufzunehmen. Heile hatte schon in der Weimarer Republik einen „Verband für europäische Cooperation“ gegründet. Zusammen mit dem Fabrikanten Wilhelm Hermes aus Mönchengladbach brachte es Heile am 9. Dezember 1946 zum Zusammenschluss der wichtigsten örtlichen Europa-Gruppen. In Anlehnung an die schweizerische „Europa-Union“ hatte der Gast aus der Schweiz, Heinrich Ritzel, auch für die deutschen „Europäer“ den Namen „Europa-Union“ vorgeschlagen. Heile wurde erster Vorsitzender und Hermes Geschäftsführer mit einem Sekretariat in Mönchengladbach.

Erste Kundgebungen gab es in Duisburg, Köln, Kiel und Lübeck. In der sowjetischen Besatzungszone wurden alle Aktivitäten der Europa-Union und anderer Europa-Verbände westlicher Prägung verboten. Der erste Kongress der Europa-Union fand im Juni 1947 in Eutin statt, an dem 200 Delegierte von 50 Bezirksgruppen teilnahmen.

Im November 1947, nach dem Beitritt weiterer föderalistischer Gruppen in Deutschland, wurde die Europa-Union Mitglied der UEF und ist damit deren deutsche Sektion. Präsident der UEF ist derzeit der liberale britische Europaabgeordnete Andrew Duff.

Unter dem Vorsitz von Winston Churchill wurde am 7. Mai 1948 in Den Haag ein Europa-Kongress einberufen, an dem mehr als 700 Politiker aus den Empfängerländern des Marshallplans teilnahmen. Er wurde maßgeblich von der UEF vorbereitet und vom ACUE finanziert. Wichtigstes Ergebnis war die Gründung des Europarats, und die Gründung der Europäischen Bewegung.

In Wiesbaden wurde 1949 der Deutsche Rat der Europäischen Bewegung, die heutige Europäische Bewegung Deutschland, gegründet, der auch die Europa-Union angehört.

Nach dem Europa-Union Kongress von Eutin fand im Mai 1949 der 1. Kongress in Hamburg statt. Hier wurde der Publizist Eugen Kogon zum Präsident gewählt.

Präsidenten seit 1949

Parlamentariergruppen

Seit etwa 2006 widmet sich die Europa-Union verstärkt der Parlamentarierarbeit. Über 70 Mitglieder des Europäischen Parlamentes und 125 des Deutschen Bundestages sind Mitglieder. Die Vorstände der einzelnen Gruppen sind überparteilich besetzt. Bundestag: Michael Link MdB FDP, Johannes Jung MdB SPD, Rainder Steenblock MdB Grüne, Günter Krings MdB CDU; Europaparlament: Alexander Alvaro FDP/ALDE, Michael Cramer Grüne/EFA, Norbert Glante SPD/SPE. Rainer Wieland CDU/EVP. Formen der Arbeit der Gruppen sind regelmäßige Veranstaltungen (z.B. Parlamentarisches Forum Europas Zukunft) und politische Initiativen (Europabeflaggung des Reichstagsgebäudes).

Präsidium heute

Präsident

Vizepräsidenten

Schatzmeister

Präsidiumsmitglieder (durch den Kongress gewählt)

Präsidiumsmitglieder (durch den Bundesausschuss gewählt)

Präsidiumsmitglieder (aufgrund einer Funktion)

In das Präsidium berufene Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens

Ehrenpräsidenten

Ehrenmitglieder des Präsidiums

Weblinks

Einzelnachweis

  1. ^ Euro-federalists financed by US spy chiefs Daily Telegraph, 19. November 2000

Kategorie:Geschichte der Europäischen Union Kategorie:Europäische Organisation Kategorie:Organisation (Kulturaustausch) Kategorie:Politische Organisation Kategorie:Verein (Deutschland)

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